Der Geschäftsführer eines innovativen Wissensmanagement-Beratungsunternehmens wollte ein Konzept für eine Academy, die er als Ergänzung zu seinem Beratungsgeschäft gründen will. Wenn eine visionäre Wissensmanagement-Beratung mit klarem Fokus auf Lernen von Menschen, Organisationen und Regionen, eine Academy gründet, macht das neugierig:
- Wie ergänzt wohl dort eine Academy die sonst schon das Lernen fördernden Beratungs-Produkte?
- Geht es um noch mehr Lernen, geht es um ganz anderes Lernen oder geht es doch nur um Lehren?
Da spüre ich auch eine Spannung zwischen dem althergebrachten, dem eher strengen und prüfungsgeladenen Begriff „Academy“ und dem Erleben der eher visionären WM-Unternehmung. Es keimt die Vermutung, dass eine solche Academy den Academy-Begriff vielleicht ganz neu definieren sollte.
WM-Academy – erste Ideen
Eine Academy zielt auf die Entwicklung von Kompetenzen bei Menschen – nicht (direkt) auf die Entwicklung von Organisationen oder Regionen.
Eine WM-Academy lebt und praktiziert selbst eine fürs Wissensmanagement notwendige Wissensteilungs-Philosophie:
- Der Austausch unter Experten ist meist wertvoller als das Lehren eines Experten.
- Viele Perspektiven zum gleichen Thema sind hilfreicher für die Konstruktion des eigenen Wissens als nur eine Perspektive.
- Das Konstruieren neuen Wissens ist in Communities leichter und effizienter
- Das gemeinsame Konstruieren von Wissen führt am ehesten zu auch völlig neuem Wissen (das bis dahin auch noch gar nicht gelehrt werden könnte).
Eine WM-Academy will aber mehr als Wissen konstruieren, will Handlungsfähigkeit prägen:
- Wissen ist die Voraussetzung für Können
- Handlungsfähigkeit (Kompetenz) erwirbt man nur durchs Handeln, über eigene Erfahrungen
- Das Lernfeld zum Können ist das größere und wichtigere, als das für den Erwerb von Wissen
- Die ideale Lernumgebung dafür ist immer die reale Praxis, die Simulation der Praxis ist nur der zweitbeste Weg.
- Nachgewiesene Kompetenzen bestätigen ist eine wesentliche Aufgabe der WM-Academy
Ein mögliches Ausrichtungsziel der WM-Academy: Wissensmanagement-Kompetenz bestätigen
- Sinnvollerweise in mehreren Kompetenz-Ausprägungen
- Wenn der Kompetenz-Nachweis das Ziel ist, können die Wege dahin verschieden sein
- Teilnehmer suchen sich ihre eigenen Wege um ihre Handlungsfähigkeit zu erreichen
- Der zu erbringende Kompetenznachweis geschieht möglicherweise über ein E-Portfolio
- Die WM-Academy definiert die zu erfüllenden Anforderungen zum Kompetenznachweis
- Die WM Academy beurteilt die erbrachten Kompetenznachweise und stellt ein Zertifikat aus
Mögliche Gestaltung der WM-Academy
- Die WM-Academy konzentriert sich eher auf lernförderliche Rahmenbedingungen als um den Lernprozess, der ohnehin immer individuell ist.
- Die WM-Academy macht verschiedene Angebote, um notwendiges Wissen zu erwerben. Das können Seminare sein, aber auch Vorschläge für Literatur oder zugängliche Ressourcen im Internet.
- In jedem Falle regt die WM-Academy Lern-Communities an und fördert deren Selbstorganisation
- Ein Lern-Coach oder besser Entwicklungs-Coach begleitet die Teilnehmer über die Lern-Projektlaufzeit
- Der Entwicklungs-Coach ist die Bezugsperson des Teilnehmers in der Lern-Projektzeit.
- Die Rolle des Trainers ist nur noch vereinzelt nötig.
- Lernen der Teilnehmer findet möglichst öffentlich im Netz statt (mögliche Hürde zu Beginn)
- Auch Fremde können sich beteiligen – bringen dabei ja auch ihr Wissen ein
Mögliches Finanzierungsmodell der WM-Academy
- Teilnehmer bezahlen das Zertifikat der Kompetenz-Bestätigung
– ist die Haupteinnahmequelle
– Durch unterschiedliche Zertifikatsstufen auch Modulweise oder im Gesamtpaket zu erwerben
– Jeder kann sich für diese Kompetenz-Bestätigung anmelden, auch ohne vorher Teilnehmer zu sein - Teilnehmer bezahlen für Begleitung des Entwicklungs-Coaches
– monatlicher Betrag für festgelegten Zeitraum
– Kontakte sind im wesentlichen Online-Kontakte, auf wenige Präsenz-Kontakte beschränken - Teilnehmer bezahlen auf Wunsch für Online- oder Präsenz-Seminare
– als Angebot zu bestimmten Themen
– So eine Seminar könnte z.B. die Darstellung eines Projektergebnisses eines der Teilnehmer sein, die ihr Zertifikat bekommen möchten (passendes Thema vorausgesetzt) - Teilnehmer haben immer die Wahl, sich die Menge an Unterstützungsleistung zu kaufen, die sie haben möchten – von gar keine (nur die Zertifizierung), bis dauerhaft über den ganzen Zeitraum mit Zusatzpaketen.
Grundsätzlich könnte gelten: Teilnehmer zahlen nicht für Inhalte. Teilnehmer zahlen nur für unterstützende Begleitung und für die Zertifizierung am Ende.
Zusammenfassung der ersten Gedanken:
Die WM Academy sieht Lernen als einen autonomen Prozess, den die Teilnehmer selbst perfekt beherrschen. Lernen geschieht automatisch und fast nebenbei, beim Übernehmen von Herausforderungen. Die WM-Academy sorgt durch die Zertifikats-Anforderungen für vergleichbare Herausforderungen.
Die eigentliche Kompetenzentwicklung geschieht in den Projekten, die sich die Teilnehmer selbst suchen (meist im Job), und in Form eines E-Portfolios für das Zertifikat dokumentieren.
Die WM Academy stellt mit dem Entwicklungs-Coach einen Wegbegleiter für einen definierten Zeitraum zur Verfügung.
Neu an dieser Academy ist:
Nicht das Vermitteln von Wissen steht im Fokus, die WM Academy schafft den Rahmen und die Atmosphäre, die das selbständige Erwerben von Wissen und Erfahrung fördern und herausfordern. Damit wird auch ein wesentliches Element von Wissensmanagement in Organisationen in der Academy selbst gelebt.
Hallo Herr Pape,
zuerst dachte ich „alter Wein in neue Schläuchen“ ? Als ich dann Ihren Beitrag das 2. Mal gelesen hatte, dachte ich warum nicht. Learning by doing like Dewey. Man zahlt nur das was man braucht, Betreuung ist wichtig und in Deutschland sind Abschlusszertifikate ein begehrtes Papier. Informelles Lernen taucht nicht auf in der Konzeption oder ?
Dieter Fischer
Hallo Herr Fischer,
informelles Lernen ist eigentlich die Basis für das ganze Konzept. Das passiert ja eben so nebenbei und unbemerkt, wenn man sich an Herausforderungen wagt. Ich sehe darin den weit größeren (und interessanteren) Lernteil als bei allem angeleitenen Lernen.
Hallo Herr Pape,
zuerst dachte ich „alter Wein in neue Schläuchen“ ? Als ich dann Ihren Beitrag das 2. Mal gelesen hatte, dachte ich warum nicht. Learning by doing like Dewey. Man zahlt nur das was man braucht, Betreuung ist wichtig und in Deutschland sind Abschlusszertifikate ein begehrtes Papier. Informelles Lernen taucht nicht auf in der Konzeption oder ?
Dieter Fischer
Hallo Herr Fischer,
informelles Lernen ist eigentlich die Basis für das ganze Konzept. Das passiert ja eben so nebenbei und unbemerkt, wenn man sich an Herausforderungen wagt. Ich sehe darin den weit größeren (und interessanteren) Lernteil als bei allem angeleitenen Lernen.