Mitarbeiter bei der Bildung der eigenen Marke unterstützen

Personal Branding, so überschreibt Steffi Tönjes von der Telekom ihren lesenswerten Artikel in Medium. Aus meiner Sicht beschreibt sie damit indirekt unseren neuen L&D-Auftrag. Wenn wir von mehr Selbststeuerung der Mitarbeiter ausgehen – was auch in internen Netzwerken das einzig mögliche Prinzip ist – dann ist die eigene Positionierung für jeden Mitarbeiter die Voraussetzung.

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Das klingt noch sehr ungewohnt, sich als „Marke“ zu definieren – und weniger über die Funktion. Die Funktion bekommt man zugewiesen, die Experten-Marke muss man sich erarbeiten und stetig pflegen. Ungewohntes ist gerade am Anfang auch anstrengend. Da ist eine unterstützende Begleitung sicher willkommen. Die individuelle Unterstützung von Mitarbeitern ihre Experten-Rolle zu zeigen und stetig weiterzuentwickeln, ist aus meiner Sicht eine der neuen Haupt-Aufgaben von Personalentwicklung und L&D.

Jeden Mitarbeiter bei seiner Markenbildung und -entwicklung zu unterstützen, ist das neue Ziel für uns Corporate Learning Professionals.

Noch können sich das viele Mitarbeiter gar nicht vorstellen. Und wer das nicht will, bei dem wird es auch nicht gelingen. Die eigene Marke kann nur von jedem selbst gestaltet werden, und das muss man selbst wollen. Hier beginnt die neue Herausforderung für uns Corporate Learning Professionals: „Vermitteln“ von Wissen hilft hier nicht mehr. Das Expertenwissen haben die Mitarbeiter ja schon. Jetzt geht es um das Ermutigen, sich auch in geeigneter Weise zu zeigen, um das Empfehlen von Netzwerk-Kontakten intern und extern, oder um das Experten-Community-Building.

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Damit übernehmen wir eine ganz andere Rolle als bisher: Nicht Aufbereiten und Verteilen von Wissen an Viele gleichzeitig, sondern individuell einfühlsame Unterstützung von Einzelnen – wenn die das wollen. Diese neue Dienstleistung muss erst etabliert werden, samt dem Geschäftsmodell dafür. Das ist keine triviale Aufgabe, aber eine intensiv organisationsentwickelnde. Und wenn wir das nicht machen, dann unterstützen andere in der Organisation das Sichtbarmachen und das Weiterentwickeln in Netzwerken, wie man schon jetzt an den vielen Working Out Loud Initiativen sehen kann.

 

Wer bei der Experten-Markenbildung unterstützen will, muss selber eine Marke sein

Authentisch wirken ist eine Grundvoraussetzung für Marken. Nur wer Mitarbeitern selbst als Experte bekannt ist, also seine Marke permanent sichtbar entwickelt, wird als Unterstützer für die eigene Markenentwicklung akzeptiert werden. Wenn wir nicht vorleben, dass es sinnvoll ist, die eigene Marke selber zu definieren und unsere Expertise für Andere nutzbar zu machen, dann machen es eben andere, siehe oben.

Das Netzwerk ist nötig, um sich als Marke zu zeigen

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Im Organisationsplan findet man Experten-Marken selten. Man kann sich zwar bemühen zur Marke zu werden, das wirkt aber erst durch die Akzeptanz von vielen anderen. Die vielen anderen bestimmen, welches Ansehen eine Marke gewinnt, und nicht die Hierarchie in der Organisation. In vielen Unternehmen sind oder werden gerade interne soziale Netzwerke etabliert. Damit ist nur die Voraussetzung für das einfache Sichtbarwerden geschaffen. Jetzt braucht es anregende Vorbilder, die zeigen, dass es für den eigenen Job und die ganze Organisation Sinn macht, sich im Netzwerk zu engagieren und damit als Experte sichtbar zu werden. Übrigens: Jeder ist Experte – mindestens für seinen Job!

Auch das Posten in internen sozialen Netzwerken ist ja für viele Mitarbeiter noch immer eine Herausforderung. Hier hilft Vormachen, und bei manchen hilft auch eine Mut-machende Einführung – auch als L&D-Dienstleistung. Und auch hier gilt: Wer andere vom Netzwerken überzeugen will, muss selber im Netzwerk sichtbar aktiv sein!

Wer sich im Netzwerk engagiert, kann Lernen gar nicht vermeiden

Das von mir schon oft beschriebene Lernen in Netzwerken, ist schon deshalb unser Thema: Hier geschieht Lernen auf ganz andere Weise. Mitarbeiter entwickeln sich gegenseitig im Dialog. Sie suchen sich dort die Experten, denen sie folgen, von deren Beiträgen sie profitieren wollen. Und sie bekommen bestätigende oder kritische Rückmeldungen zu ihren eigenen Beiträgen. Diese Auseinandersetzung mit dem eigenen Thema nennen wir Lernen. Wenn wir zuständig sind, Lernen im Unternehmen zu fördern, sollten wir das Lernen in Netzwerken stark unterstützen – auch wenn es Teile unseres bisherigen Trainings-Geschäftes kannibalisiert. Auch hier gilt: Wenn wir es nicht tun, machen es andere!

Zusammenfassung:

Interne (und externe) Netzwerke funktionieren nur mit selbstgesteuerten Mitarbeitern. Die persönliche Positionierung als Experte wird dann zum Thema. Den Aufbau der eigenen Marke kann man in Netzwerken bewusst anstreben. Das Engagement in Netzwerken führt fast automatisch zur eigenen Entwicklung, hat also ganz viel mit Lernen zu tun. Personalentwicklung und L&D sollten hier neue individuell unterstützende Dienstleistungen für Mitarbeiter anbieten. Das erfordert einerseits ein ganz anderes Rollenverständnis und andererseits auch authentisches Vorleben der eigenen Marke im Netzwerk.

Tipp für Corporate Learning Professionals:

Schon über 2600 Kolleginnen und Kollegen machen mit in der Corporate Learning Community. Noch nicht alle sind aktiv sichtbar, aber immer mehr engagieren sich dort mit Beiträgen online, z.B. Beim Corporate Learning 2015 MOOCathon, aber auch offline in regionalen Corporate Learning Communities oder beim Corporate Learning Camp. Die arbeiten damit schon ganz nebenbei an ihrer Marken-Positionierung!

2 Gedanken zu „Mitarbeiter bei der Bildung der eigenen Marke unterstützen“

  1. Ok, aber braucht es hier wirklich den Begriff der Markenbildung? Ich würde von Persönlichkeitsentwicklung und der Positionierung als Experte sprechen. Wenn wir in Zukunft 300 „Marken“ auf dem Corporate Learning Camp haben ist alles noch wie es immer war – wir haben 300 Persönlichkeiten, jeder für sich ein Experte. Ich würde ja inhaltlich gar nicht widersprechen, aber der Begriff der „Marke“ scheint mir nichts dazu zu addieren.

    1. Ja, glücklich ist der Begriff wirklich nicht für Personen. Der angesprochene Beitrag von Steffi Tönjes beschreibt aber so schön anschaulich, was Marke ausmahct und wie man es auf Personen übertragen kann.

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