Trainingsorganisation ohne eigenen Content? opco11

Lernumgebungen stehen in dieser Woche offiziell im Fokus des Open Course „Zukunft des Lernens“. Prof. Kerres hat seinen Vortrag schon vorab online gestellt, so dass die vorgesehene Vortragsstunde gestern gut zur Diskussion genutzt werden konnte. Allein diese Kombination  asynchronen und synchronen Lernens ist eine interessante Variante, die uns erst das Internet ohne viel Aufwand ermöglicht. Jedenfalls wurde das von den Teilnehmern gestern sehr begrüßt.

Beim Thema Lernumgebungen kommt man natürlich auch auf Learning Management Systeme (LMS). Darin wird ja viel des angebotenen Contents bereitgestellt. Der solle gut und qualitativ hochwertig sein sagen die Einen. Andere halten dagegen, guter Content könne oft im Netz kostenlos abgerufen werden, Links zu ausgewählten Quellen reichen aus.

Aber wovon sollen dann die Bildungsanbieter leben? Was verkaufen Trainingsdienstleister dann noch, wenn sie nicht den aufbereiteten Content verkaufen? Wofür zahlt ein Teilnehmer dann noch?

Als das teure M.I.T. vor 10 Jahren die Entscheidung traf, ihre Vorlesungen kostenlos ins Netz zu stellen, war das genau die Überlegung: „Wenn es nur der Content wäre, was uns ausmacht, dann bräuchten wir ja nur die Bibliothek.“ Das M.I.T. – und inzwischen viele weitere Universitäten –  veröffentlicht noch immer Vorlesungen, und gibt für die Bereitstellung im Netz sogar noch zusätzlich Geld aus.

Was ist es dann, wofür Studenten und Teilnehmer zu zahlen bereit sind, wenn es nicht der Content ist?

Diese Fragen haben wir Trainingsprofis aus meiner Sicht viel zu wenig gestellt bisher. Der weitaus überwiegende Entwicklungskostenanteil eines technischen Trainings liegt in der didaktischen Gestaltung des Contents, dessen Ergebnis oft eine aufwändige Kurs-Unterlage ist. Technische Trainer bereiten sich wochenlang auf ihren ersten Kurs vor, um nur ja keine Teilnehmer-Frage unbeantwortet lassen zu müssen. Auch ein Indiz für die Konzentration auf den Content.

Was wäre anders, wenn wir uns ein Training vorstellen, dass statt eigenem Content nur Links zu guten Erklärungen liefert? Was wäre jetzt die Leistung, die ein Trainings-Dienstleister anbietet?

Dann kann man ja auch gleich alleine lernen, werden jetzt einige einwenden. Aber nur wenige scheinen gern selbstgesteuerte Autodidakten zu sein. Was hilft den Vielen ihr Ziel leichter zu erreichen? Welche Unterstützung könnten Sie sich einkaufen wollen? Was fällt Lernern schwer? Was beschleunigt den Lernprozess? Was regt Lerner an?

4 geldwerte Dienstleistungen für Lerner fallen mir spontan dazu ein:

Setzen der Herausforderung

Lernen erfordert zunächst eine Herausforderung, der man sich stellen will, an der man wächst. Dieses Ziel – und die fortschrittsanzeigende Begleitung dorthin – könnte ein Teil der geldwerten Dienstleistung  für Lerner sein.

Die klare Definition des erreichbaren Ziels, und die Begleitung des Lerners auf dem Weg dahin. Die Fortschrittsbeurteilung gibt Sicherheit

Vorschlag von Wegen zum Ziel

Allein das Aufzeigen von Alternativen, wie Andere zum Ziel gekommen sind, ist eine hilfreiche Orientierung, so etwas wie die Landkarte, ohne die man sich schwer tut. Dort sollten auch ausgesuchte Links, Literaturhinweise und Experten-Namen aufgelistet sein.

Fordernde und fördernde Begleitung während des Lernprozesses

Entweder vom „Meister“ und / oder von der Community ist Unterstützung und Anregung im eigenen Entwicklungsprozess hilfreich. Was hier besser wirkt, die Community oder der Experte, ist aus meiner Sicht nicht klar. In der Community ist die Wahrscheinlichkeit höher, jemanden „auf der gleichen Wellenlänge“ zu finden. Der Experte kann möglicherweise schneller die richtigen Tipps geben. Vermutlich ist die Kombination von Beidem das Optimum.

In jedem Falle geht es hier um die soziale Komponente der Lernunterstützung. Ob Community oder Meister, vor Niemandem möchte man sich blamieren. Und von Beiden kommen in der Regel anregende und fördernde Anmerkungen.

Bestätigen des erreichten Ergebnisses

Interessant wäre die Bestätigung von erreichter Kompetenz, die Bestätigung von  Handlungsfähigkeit, nicht nur von Wissen. Für den Lerner gehört das einerseits zum Anreiz bis zum Schluss durchzuhalten, und das erworbene Zertifikat ist ja auch hilfreich bei der eigenen Außendarstellung, z.B. bei einer Bewerbung.

Im Blog von Dörte Giebel finden sich dazu weitere lesenswerte Gedanken

3 Gedanken zu „Trainingsorganisation ohne eigenen Content? opco11“

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