Ich lese gerade einen interessanten Artikel im Blog von Markus Deimann, der irgendwie zu meinen Gedanken zu Lerner Services paßt. Darin beschreibt er die Studienzentren der Fernuni Hagen als Teil einer “helfenden Organisation”. Dort wird ja nicht gelehrt, sondern Unterstützung für Lernende als Dienstleistung angeboten. Markus Deimann weist darauf hin, das der der Begriff “helfende Organisation” von Rudolf Delling stammt, der sich 1978 mit den Unterschieden des Lernens im Fernstudium beschäftigte. Dazu gibt es ein Papier von Delling, das hier im Original zu finden ist. Nicht nur das der Inhalt lesenswert ist, auch die nostalgisch echte Schreibmaschinen-Schrift lädt irgendwie zum vergnügten Lesen ein.
Hier ein kleiner Auszug von Seite 3:
“Der “Lehrer” in der Schule mag ja subjektiv das Beste für die Lernenden wollen – allein die Tatsache, daß die Schüler unfreiwillig erscheinen, und der Lehrer die vorgegebenen Ziele mit List oder Gewalt (auch mit beidem) in der Regel gegen die Interessen der Schüler erreichen muß, bringen völlig andere Einstellungen, Techniken usw.als beim Fernstudium (überwiegend berufstätiger) Erwachsener hervor. Tatsächlich ist im Weltmaßstab meistens ein berufstätig Erwachsener, der das herkömmliche “Erzieher-Zögling-Verhältnis” nicht akzeptiert.”
Solch schonungslos klare Worte klingen für uns ungewöhnlich, machen aber den Kern von Lehre, von “Belehren” sehr schön deutlich. Später spricht Delling mehrfach von “belehrendem Briefwechsel”, was wir auch heute noch auf viele E-Learnings übertragen könnten.
Wieviel leichter es mit Social Media heute für Lerndende ist, zeigt folgendes Zitat,
(Seite 9): “… daß auch für die Selbstkontrolle des Lernerfolgs durch die Fernstudenten persönliche Kontakte mit Kommilitonen und Lehrenden der Fernuniversität genutzt werden können, in dem die Fernstudenten in einen Briefwechsel eintreten.” Da ist es dann auch kein Wunder, wenn Delling immer wieder die nötige „epistolografische Kompetenz“ für Fernstudenten hervorhebt.
Lesenswert der Delling-Artikel, schon weil die damalige Grundhaltung zu Lehren und Belehren damit deutlich wird. Unwillkürlich hinterfragt man dabei die eigene Haltung zum Lehren und Lernen heute.