Keine vorgegebenen Lernziele, keine vorgegebenen Lerninhalte, keine vorgegebenen Lernwege beim Opco11 – ich konnte ausschließlich nach meinen Interessen vorgehen. Das hat einerseits meine Neugierde geweckt, auch zu Themen, die ich normalerweise nicht auf dem Radar hatte (z.B. lebenslanges Lernen) – und mir andererseits die Freiheit der Auseinandersetzung mit den vielfältigen Äußerungen anderer Teilnehmer verschafft. Dabei fällt mir auf, dass das bei formalen Lern-Settings aus arbeitsökonomischen Gründen weitgehend wegfällt: Ich konzentriere mich dort streng nur auf die Themen und Texte, die für das Erreichen des vorgegebenen Zieles unbedingt notwendig sind.
Rückblick auf mein Lernen:
Nicht alles, was ich in der Community aufgenommen habe, war für mich hilfreich oder notwendig. Aber das ist ja auch bei formalen Ausbildungen so, da fällt mir nachher immer ganz viel ein, womit ich mich eigentlich nicht hätte beschäftigen müssen. Und wenn ich mich richtig erinnere, habe ich die meisten Kapitel/Themen meiner Ausbildungen bisher nur bearbeitet, weil es der Veranstalter so vorgesehen hat – und nicht weil ich das wollte. Es könnte ja prüfungsrelevant sein, oder es könnte wichtig für das spätere Verständnis sein. Weil letzteres oft gar nicht zutraf, und weil es für vieles von dem so mühselig Gelernten auch nie eine Verwendung gab, darben da in meinem Gedächtnis eine ganze Reihe von ungenutzten „Wissenspaketen“ aus formalen Ausbildungen. Was hätte ich nicht alles Sinnvolleres in der Zeit lernen können, als mich den Vorgaben einer Hochschule und anderer Ausbildungs-Institute zu unterwerfen.
Heute mit 60 Jahren, bin ich ziemlich sicher, meine persönliche und meine fachliche Entwicklung wäre leichter und (noch) erfolgreicher verlaufen, hätte ich auch als Jugendlicher meine Lern-Zeiten mehr nach meinen Vorstellungen mit Lerninhalten gestaltet, als nach den Vorschriften von Formal-Lehrinstituten. Jetzt kommt es mir sogar eigenartig vor, dass es jemanden geben könnte, der weiß, was ich wohl lernen müsse, und wie ich das am besten gestalte. Schließlich kennt der weder mein Vorwissen, meine ganzen Erfahrungen, noch kann er wissen, was ich künftig können will (ich kann es ja selbst oft nur vage ausdrücken), noch weiß er, wie mein ganz persönliches Lernen abläuft. Wohl aber bin ich interessiert an einem (lernenden) Austausch mit anderen zu meinen Interessen, und am Kontakt mit Experten, die ich um ihr Urteil zu meinen Vorstellungen und Ergebnissen bitten kann. Als Jugendlicher wäre mir zusätzlich noch ein Angebot wählbarer Herausforderungen, an denen ich meine Fähigkeiten entwickeln könne, eine gute Orientierung gewesen. Die sucht man sich wohl erst mit mehr Lebenserfahrung dann ganz selbständig.
Deshalb war Opco11 ein für mich sehr erhellendes Beispiel, bei dem ich das Gefühl habe, wesentlich mehr mit weniger Zeiteinsatz gelernt zu haben, als in fremdgestalteten Lernsituationen mit konkreten, am Ende geprüften Lernzielen.
Einen ganz herzlichen Dank an die Veranstalter: Ich habe jetzt persönlich erfahren können, dass es für die persönliche Entwicklung viel hilfreicher ist, lernanregende Rahmenbedingungen zu setzen (wozu auch das wöchentliche Takten zählt), als Lernziele vorzugeben und abzuprüfen, oder den Lernweg dorthin vorzuzeichnen.
2 Gedanken zu „Freiheit beim Lernen ist effektiver: Rückblick Opco11 „Zukunft des Lernens““