Skalierbares Lernen

Forbes hat am 25. Juli 2016 ein Interview mit John Hagel III veröffentlicht.  Darin beschreibt der im Silicon Valley lebende John Hagel „Scalabel Learning“ als das Hauptunterscheidungsmerkmal künftiger Unternehmen. Skalierbar wird Lernen in Netzwerken. Für die gelten ganz andere Regeln als in unseren üblichen Lehr-Produkten.

Von skalierbarer Effizienz zu skalierbarem Lernen

Aus Sicht von John Hagel sind die heute großen Organisationen aus der Idee der „skalierbaren Effizienz“ entstanden. „Es war einfacher und kostengünstiger, Aktivitäten einer großen Anzahl von Menschen zu koordinieren, wenn sie alle Teil eines Unternehmens waren, als wenn sie über viele unabhängige Organisationen verteilt sind. Das war eine effektive und mächtige Begründung, die das Wachstum der großen multinationalen Konzerne trieb.“ Diese Skalierung von Effizienz ist die Grundidee der vielen Prozessbeschreibungen, die Sinn machen, bei immer wieder gleichartiger Produktion. Veränderungen, Innovationen tun sich naturgemäß schwer, sich gegen die aufgestellten Regeln für das bewährte Vorgehen zu behaupten.

Deshalb sieht John Hagel diese künftig eher als Hindernis an. Er glaubt, dass es auch künftig noch große Organisationen geben wird, die aber von der Idee des „skalierbaren Lernens“ getrieben sein werden. „Der Grund, warum Sie einem großen Unternehmen beitreten werden ist, dass Sie als ein Teil dieser Firma schneller lernen werden, schneller als Sie es jemals allein schaffen könnten, oder auch als Mitarbeiter eines kleineren Unternehmens.“ Wer so denkende Mitarbeiter anzieht, wird sicher schneller und mit innovativeren Produkten am Markt sein, als die Wettbewerber.

Lernen skaliert in Netzwerken

„Skalierbares Lernen“ entsteht durch Vernetzung. Netzwerke innerhalb der Organisation sind da schon hilfreich. Wer sich aber auch außerhalb vernetzt, erhält schneller und weit mehr Anregungen für neue Produkte oder Dienstleistungen. Allein schon Kunden und Geschäftspartner sind potentiell ergiebige Netzwerk-Partner, aber natürlich auch Experten aus relevanten Fachgebieten oder anderen Unternehmen. John Hagel: „Wenn Sie skalierbares Lernen erst nehmen, bilden Sie Netzwerke und Ökosysteme, die das Lernen beschleunigen – nicht nur innerhalb Ihres Unternehmens“.

Dieser Blick auf Lernen ist ein ganz anderer, als wir ihn bisher im Corporate Learning pflegen. Lernen im Seminar ist nicht skalierbar. Es bleibt bei der 1 zu n-Beziehung von Trainer und Teilnehmenden. Das Webinar ändert daran auch nichts. Und das, was wir als E-Learning bezeichnen, sind meist nur aufbereitete Informationsangebote. Die sind zwar skalierbar, was aber als Lernen dabei ausgelöst wird, bleibt unklar.

Bild: Geralt bei https://pixabay.com/de/

Klarer, im Sinne von „messbar“, sind die Lerneffekte in Netzwerken zwar auch nicht. Wissen und Erfahrung verbreitet sich in funktionierenden Netzwerken aber dynamischer und aktueller als in sorgfältig gestalteten Lehr-Produkten. Lernen in Netzwerken ist zudem immer intrinsisch motiviert. Die eigene Neugier, die eigene Suche nach Lösungen für aktuelle Aufgaben, und die eigene Reputation, sind die Treiber fürs aktive Engagement in Netzwerken. In fachlichen Netzwerken funktioniert ausschließlich selbstgesteuertes Lernen – und zwar bei allen Beteiligten. Das bedeutet nicht, dass alles Wissen im Netzwerk kursieren muss. Hinweise auf Dokumente, Bücher, oder auch E-Learnings, führen ggf. zur selbstgewählten Vertiefung oder den Einstieg in ein neues Thema. Wissen gepaart mit persönlichen Eindrücken, Erfahrungen und Anwendungstipps macht in Netzwerken den Unterschied zu klassischen fremdgesteuerten Formen der Wissensvermittlung.

Virale Effekte beim Lernen

Skalierbar wird Lernen in Netzwerken durch virale Effekte. In Fach-Communities entsteht Viralität wenn die Interessen vieler angesprochen werden. Dieser Effekt ist von außen weder plan- noch kontrollierbar. Dafür sehr wirkungsvoll, wie jeder „Netzwerker“ aus eigener Erfahrung weiß. Die Steuerung von dem, was an Wissen, Tipps und Hinweisen im Netzwerk kursiert, muss man aufgeben. Einfluss nehmen kann man trotzdem – jedoch nur als Mitglied innerhalb der Community. Jeder im Netzwerk kann Themen einbringen, Stellung zu Themen von anderen beziehen und Diskussionen anfachen. Solche Rolle könnten auch wir Corporate Learning Professionals in Netzwerken einnehmen – aber nur als gleichberechtigter Teil des Netzwerkes. Eine neue Rolle für uns mit ganz anderem Selbstverständnis. Um in der Community als aktiv Beitragender Gewicht zu bekommen, ist Fach-Expertise nötig und die „Gleiche-Augenhöhe-Haltung“, wobei letztere den bisher gewohnheitsmäßig Lehrenden nicht so leicht fallen dürfte.

Fazit:

„Skalierbares Lernen“ ist sicher ein Ziel für jedes Unternehmen. Wissen verbreitet sich in Netzwerken ohne Steuerung von außen. In Netzwerken verhält man sich ausschließlich intrinsisch motiviert. Eine Fremdsteuerung ist nicht möglich, aber eine Einflussnahme als Netzwerk-Mitglied sehr wohl. Skalierbares Lernen initiieren durch Anregung und aktive Mitgestaltung von Netzwerken, könnte eine neue Dienstleistung für uns Corporate Learning Professionals werden. Dies erfordert jedoch eine völlig andere innere Haltung, als die eines Trainers.

Ein Gedanke zu „Skalierbares Lernen“

  1. Suchmaschinen eigenen sich nicht, um sich rasch tief in ein Thema einzuarbeiten – und das Runterladen wie im Film Matrix geht auch noch nicht. Dazwischen gibt es Tools, die auf Suchmaschinen aufbauen und das Gefundene noch speziell für das Lernen aufbereiten wie den AIQ.WisARD.

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