Lernen in Netzwerken – 2

Das ist keine neue Idee, nur geht das heute sehr viel leichter. Wenn wir von 90% informellem Lernen in Organisationen ausgehen, dann ist das immer Lernen in Netzwerken, in persönlich erreichbaren Netzwerken. Das persönliche Netzwerk besteht aus Menschen und allen zugänglichen und mir bekannten Informationsquellen (die ja alle mal von Menschen erstellt wurden). Die technischen Möglichkeiten erhöhen heute „nur“ die Erreichbarkeit. Über Soziale Medien kommen wir heute an Experten, die ich sonst nie erreichen würde. Und auf einfache Weise kommen wir heute an Dokumente, Videos, Online-Kurse – ohne uns aus dem Haus begeben zu müssen.

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Bild: terimakasih0 bei Pixabay

Wenn sich also unsere Zielgruppen alle Informationen für ihren Entwicklungsprozess immer leichter selbst beschaffen können, hat das natürlich Auswirkungen auf unser „Geschäft“ als Corporate Learning Professionals. Zumal das Bewusstsein dafür steigt, dass ja ohnehin der allergrößte Teil des betrieblichen Lernens in Eigenregie der Mitarbeiter stattfindet. Ein Teil unseres Jobs war es bisher, die nur schwer zugänglichen Informationen Zielgruppen-spezifisch aufzubereiten und anzubieten. Der Anteil der schwer zugänglichen Informationen wird gerade kleiner und irgendwer bietet unsere bisherigen Themen gut aufbereitet ganz bestimmt irgendwo im Internet an. Welch Glück für uns, dass das Internet so unübersichtlich und groß ist. Noch sind es nur wenige, die dort die besseren Antworten auf Ihre Fragen finden.

Wer sein persönliches Netzwerk befragt, wird schneller auf gute, hilfreiche Informationen stoßen. Das heißt, je mehr Mitarbeiter ihre persönlichen (Lern-)Netzwerke ausbauen und pflegen, umso weniger werden Sie unsere klassischen Lern-Angebote belegen. Aus meiner Sicht sind persönliche Netzwerke der wichtigste Schlüssel für die Entwicklung eines jeden Mitarbeiters. Wer sein Netzwerk aktiv pflegt und ausbaut, hat mehr Entwicklungs-Chancen. Das „Entwicklungs-Potential“ kann man also auch am Netzwerk ablesen, in dem der Mitarbeiter aktiv ist. Nicht nur bei der Einstellung neuer Mitarbeiter wird man danach fragen, auch bei der Beurteilung der eigenen Mitarbeiter sind Aktivitäten im jeweiligen persönlichen Netzwerk ein aussagekräftiges Kriterium.

Sollten wir Learning Professionals dann nicht unseren Fokus auf das Unterstützen von Mitarbeitern bei Aufbau und Pflege ihres persönlichen Lern-Netzwerkes legen? Auch wenn es weh tut, weil wir dadurch mithelfen unser klassisches „Learning-Geschäft“ unwichtiger zu machen, sollten wir aus meiner Sicht den Schritt in Richtung persönlicher Dienstleister für individuelle Entwicklung gehen. Das Bilden und Pflegen von Netzwerken sollte eine unserer Kern-Kompetenzen sein. Nur so kann ja eine Unterstützung für andere Netzwerker glaubhaft vermarktet werden.

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Bild: Ionnaug https://pixabay.com/de/

Lernen in Netzwerken wird ein Schwerpunkt-Thema des CorporateLearningCamps . Einen sehr einfachen Einstieg ins Netzwerken mit sozialen Medien bietet Twitter. (Man braucht nur maximal 140 Zeichen schreiben!) Twitter ist übrigens seit 7 Jahren die Nr. 1 der 100 besten Learning Tools in der internationalen Umfrage von Jane Hart. Schon deshalb sollten wir Corporate Learning Professionals Twitter kennen und die Lernwirkungen einschätzen können.

Für Einsteiger gibt es im Vorfeld des CLC16 und der KnowTouch 2016

ein kostenloses Webinar „Lernen im Netzwerk mit Twitter
am Freitag, den 16.09.2016
von 13.00 bis 14.00 Uhr:

Wer sich ein wenig einlesen will: Simon Dückert hat Twitter für Einsteiger hier im Wiki beschrieben. Ein weiterer Post zu „Twitter als Lernbooster“ hier auf diesem Blog.

Dieser Blogpost ist zuerst erschienen auf  http://colearn.de/.

3 Gedanken zu „Lernen in Netzwerken – 2“

  1. Hat dies auf Johanna Brühl rebloggt und kommentierte:
    Ein interessanter Artikel zum Lernen im Netzwerk mit Twitter. Mit Twitter lernen ich auch seit vielen Jahren zu den Themen die mich faszinieren. Das sind nicht immer die Themen, die in meinem Job gefragt sind, aber es sind die Themen, für die ich Leidenschaft entwickle. Das Lernen im Netzwerk steht da ganz hoch im Kurs und mittlerweile hat sich zu diesem Thema über Twitter ein informelles Netzwerk außerhalb des Unternehmens gebildet. Hier bekommt man Follower und man folgt den interessanten Inputgebern.
    Der Lernstoff wird aufgesaugt und kann ohne großen Lernaufwand verinnerlicht werden. Außerdem gibt es Feedback zu eigenen Erkenntnissen, die man auf seinem Blog veröffentlicht. So macht Lernen Spaß.

  2. Lieber Herr Pape,

    um Ihre These:
    „Wenn sich also unsere Zielgruppen alle Informationen für ihren Entwicklungsprozess immer leichter selbst beschaffen können..“
    etwas herauszufordern, würde ich gerne folgende Frage in den Raum werfen:
    Können wir davon ausgehen, dass auch die s. g. Blue Collar Worker in gleichem Maße von einer digital zur Verfügung gestellten „Corporate“ Vernetzung profitieren, wenn sie teilweise noch nicht mal einen digitalen Arbeitsplatz/ Laptop ihren eigen nennen können?
    Auch über Anregungen, welche Konzepte hier greifen könnten, um dieses Problem kreativ anzugehen wäre ich an dieser Stelle erfreut.

    1. Ja, das ist ein Hürde, wenn der digitale Zugang innerhalb von Unternehmen erschwert ist. Andererseits sind beruflich interessante Netzwerke nicht an ein Unternehmen gebunden. Die Experten im eigenen Fachgebiet findet man meist nur außerhalb. Wenn ich mir dann die Nutzung von sozialen Medien in Deutschland anschaue, dann sind gerade die Menschen mit weniger Bildungsabschlüssen die aktivsten, und nicht die Hochgebildeten. Netzwerkbildung scheint mir mehr eine persönliche Angelegenheit, als ein dienstliche. Damit verschwimmt die Grenze zwischen Arbeitsleben und Privatleben aus meiner Sicht.

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