Wissens-Transfer beim ersten WissensTransferCamp an der Technischen Hochschule Mittelhessen – WITRAC14

Das WITRAC 14 ist nun schon wieder 3 Monate her. Erfolgreich war es wirklich. Weitere WITRAC’s sollen folgen. Damit die Fakten nachlesbar bleiben, dieser Bericht:

Gespannt, aber mutig starteten diesmal 3 ehrwürdige und eher für klassische Konferenzformate bekannte Organisationen die gemeinsame Trägerschaft einer neuen Un-Konferenz, dem WissensTransferCamp. Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände VhU, der Arbeitgeberverband HESSENMETALL und die Technische Hochschule Mittelhessen THM, haben das erste WissensTransferCamp am 7. und 8. März 2014 ins Leben gerufen. 79 „Teilgeber“ aus rund 30 verschiedenen Unternehmen und Hochschulen sind zum „WITRAC14“ gekommen. Auf etwa 80 hatten die Veranstalter für dieses erste WITRAC auch gehofft.

Ungewohnte Perspektiven erwünscht

Wissens-Transfer – dieser noch wenig gebrauchte Begriff steht hier für eine neutrale Perspektive auf alle Formen von Lehren und Lernen und von Kommunikation und Zusammenarbeit. Das WissensTransferCamp thematisierte den Wissens-Transfer zwischen Menschen, ebenso wie den Wissens-Transfer zwischen Organisationen.

Der Blick auf die Transferprozesse von Wissen sollte neue Sichtweisen ermöglichen, die in den gewohnten Begriffs-Kategorien nur schwer zu erreichen sind. In der Auseinandersetzung mit üblichen und neuen Wegen zu Wissenserwerb und Wissenskreation will das WissensTransferCamp auch selbst eine Infrastruktur für den Wissens-Transfer sein: Das WITRAC14 ist ein Netzknoten mit Andockmöglichkeiten für die persönliche Vernetzung der „Teilgeber“, wie die Teilnehmer dieser Un-Konferenz im innovativen BarCamp-Format auch genannt werden.

Ziel: 2 Hauptaspekte beleuchten

Wissens-Transfer zwischen Hochschulen und Unternehmen und zwischen Unternehmen:

  • In Kooperationen: Hochschule und Wirtschaft und Wirtschaft und Hochschule
  • In Clustern: Unternehmen untereinander
  • In Kundenbeziehungen: Hersteller und Kunden
  • In der Gesellschaft: Kommunikation zwischen Organisationen und Öffentlichkeit / Politik

Wissens-Transfer zwischen Individuen:

  • Bei Lehrveranstaltungen
  • Bei Konferenzen, Tagungen, Besprechungen
  • In selbstorganisierten Formen: von Communities of Practice, über Internetforen, Blogs, bis zu Social Media-Gruppen
  • Mit Wissens-Transfer-Methoden, von Project Debriefing, Podcasts, Microblogging bis Daily SCRUM-Meetings

Diesen inhaltlichen Rahmen haben sich die Veranstalter vorgestellt. Die tatsächliche Agenda-Gestaltung übernehmen ja bei BarCamps die Teilgebenden an jedem Morgen neu. Damit werden genau die Themen diskutiert, die den Anwesenden aktuell wichtig sind.

Bildquelle: KhPape CC BY

Bildquelle: KhPape CC BY

Das Ergebnis

Obwohl etwa 60 % der Teilgebenden noch nie auf einem BarCamp waren, kamen insgesamt 34 Sessions an den beiden Tagen zusammen. Also fast jeder zweite hat eine 45-Minuten-Session gestaltet! Hier die von den Teilgebern eingebrachten Session-Themen:

19 Session-Themen am Freitag:

  • Zukünftige Studenten als Kompetenz-Wissensträger
  • CYNEFIN Framework
  • Wissens-Transfer per Lernplattform
  • Offenheit in der Organisation? Grenzen und Möglichkeiten
  • Didaktik & Wissenstransfer. Was haben sie gemeinsam?
  • Virtueller Klassenraum Präsenz vs. Digital Online Lernen
  • Lernen durch Problemlösen
  • Erfahrungstransfer Alt-Jung. Generationenverantwortung
  • Kompetenzmanagement an HS vor Hintergrund demographischen Wandels
  • Workplace Learning Kompetenzentwicklung im Prozess der Arbeit und im Netz
  • Lernende Teams
  • Verbesserung von Können
  • Strukturierter Wissenstransfer, aber wie?
  • Lehren => Lernen?
  • Lesson Learned „lernende Teams“ Erfahrungen verdichten zu Know-how
  • 15 Jahre Expert Debriefing: Von den Anfängen bei Audi bis heute und morgen
  • Lernen mit agilen Methoden
  • Pair-Sensing: Workshop um ein beliebiges Thema zu zweit verständlich aufzubereiten
  • Funktioniert Flipped Learning?

15 Session-Themen am Samstag:

  • Kompetenz Kompakt: Kompetenz Management an Hochschulen
  • Kann man Erfahrungswissen explizieren?
  • Informelles Lernen in Mitarbeiter Netzwerken// Wie kann Wissens-Transfer in sozialen Netzwerken gelingen?
  • Lösungs-Idee / Wissenstransfer-System in der Praxis
  • Lessons Learned wie? Erfahrungaustausch zu Retrospektiven
  • Mitarbeit von Unternehmen in Studiengängen
  • Plattform für den Transfer, Sharepoint, Google+
  • Wissenskommunikation vs. Wissens-Dokumentation
  • Transfer-Experiment „Pair-Sensing“
  • Communication Camp: Ein Barcamp für Macher
  • Frauen und Technik: Interessenfindung zu Technik für Schüler
  • Autodidaktisch Musik lernen
  • Sinneswandel bei Königspositionen, Sinneswandel und Blockaden in Unternehmen
  • Wikis in Unternehmen – Fluch oder Segen?
  • Kulturelle Unterschiede beim Wissensaustausch
Bildquelle: KhPape CC BY

Bildquelle: KhPape CC BY

Selbstorganisation auch bei der Dokumentation

Selbstorganisation ist das beherrschende Grundprinzip bei BarCamps. So entsteht die Agenda, so werden die Sessions gestaltet, und so wird auch die Dokumentation den Teilgebenden überlassen. Hier können Veranstalter den Rahmen setzen, z.B. durch das Vorbereiten von Etherpads je Session, in denen bis zu 16 an einem Dokument gleichzeitig schreiben können. Nur noch ein stabiles WLAN und von den Teilgebenden mitgebrachte mobile Geräte sind dafür nötig.

Bildquelle: KhPape CC BY

Bildquelle: KhPape CC BY

14 von den 34 Sessions wurden auf diese Weise dokumentiert. Das sind immerhin 41 % aller Sessions. Ein respektables Ergebnis dieser für Unternehmens-Mitarbeiter noch ungewohnten Dokumentationsart. Und ein BarCamp dient ja hauptsächlich dem persönlichen Austausch und dem Ausbau des eigenen Netzwerks. Die schriftliche Dokumentation steht nicht im Vordergrund.

Insgesamt sind aber 16 Kurzvideos vor, während und nach dem Camp entstanden http://wissenstransfercamp.mixxt.de/networks/videos/videos.1. Diese Form der Dokumentation ist neu. Auch die 499 Tweets gehören inzwischen zur Dokumentation eines BarCamps. Das Wesentliche aus Sessions in mehreren Sätzen von maximal 140 Zeichen zusammenzufassen, will geübt sein. Auch hier machen erst die vielen Tweets das Bild rund. Beim WITRAC14 twitterten noch wenige. Die Zahl der Twitterer steigt – insbesondere nach Un-Konferenzen.

Teilnehmerurteile

Als gut empfunden wurde

  • Das Prinzip der offenen Kommunikation. Es wurde aus ganz verschiedenen Perspektiven diskutiert
  • Die breite Mischung an Hintergrundinformationen, da Professoren, Angestellte / Leute aus Unternehmen und Studierende dabei waren.
  • Dass viele neue Ideen geboren und Kontakte geknüpft werden konnten.
  • Die Diskussion untereinander auf Augenhöhe.
  • Die Gegebenheit, dass Professoren und Studierende offen in einem Raum diskutiert haben.
  • Aus dem Raum zu gehen ohne eine Lösung. Die Lösung für ein Problem musste nicht auf Ort und Stelle gefunden werden.
  • Dass durch wenig/begrenzte Zeit die Kreativität der Leute gefördert wurde (kein Platz für lange Diskussionen)
  • Die Bandbreite der Session-Themen

Als weniger gut empfunden wurde

  • dass bei 34 Session-Angeboten nur 10 besucht werden konnte.
  • dass eine Session sich generell schwer dokumentieren lässt.

Hat es sich gelohnt? / Wie würden Sie den Arbeitskollegen im Unternehmen davon berichten?

  • Es war eine gute (Zeit)-Investition.
  • Es lohnt sich Werbung im Unternehmen für ein solches BarCamp zu machen.
  • Es ist eine entspannte Art viel Input zu bekommen.
  • Es kommen verschiedene Sichten zum Vorschein. Es gab mehrere Perspektiven
  • Es entstanden viele Gespräche zwischendrin in den Pausen.
  • Es hat sich eine Diskussionskultur entwickelt bzw. sie wurde gepflegt.
  • Es würde sich durchaus lohnen, so eine Diskussionskultur in die Unternehmen zu übertragen.
  • Das ein oder andern Thema sollte beim nächsten Camp weiter vertieft werden.
  • Die Art der Kommunikation ist durchaus wertschätzend.
Bildquelle: KhPape CC BY

Bildquelle: KhPape CC BY

Fazit:

Wissens-Transfer scheint der entscheidende Schlüssel für die Gestaltung der Zukunft einer jeden Organisation und unserer ganzen Gesellschaft. Wissen macht nur Sinn, wenn es an Menschen gebunden ist. Deshalb ist auch der Wissens-Transfer zwischen Organisationen ein Transfer zwischen Menschen. Darum planen die Veranstalter auch ein nächstes WissensTransferCamp – wieder in Friedberg an der Technischen Hochschule Mittelhessen im Frühjahr 2015. Interessenten können sich hier kostenlos registrieren, um automatisch über den Termin des nächsten WITRAC informiert zu werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert