Rotation Curation – nicht nur für Orte und Regionen

Ich durfte dieses Jahr wieder  beim CommunityCamp in Berlin #CCB12 sein , dem jährlichen Treffpunkt der Community Manager großer und kleiner Organisationen. Wer das Web 2.0 richtig verstehen will, sollte das CommunityCamp besuchen. Einen besseren Einblick in menschliches Verhalten in virtuellen Communities, verbunden mit hochinteressanten Management-Erfahrungen im Gestalten und vorsichtigen Steuern auch großer Communities, kann man nicht bekommen.

Ich habe nach wie vor große Hochachtung vor diesen Community-Managern, die eigentlich eine unglaubliche Führungsaufgabe mit riesigen „Führungsspannen“ haben –  wie wir in der Industrie sagen würden – ohne dass sie sanktionieren können. Allein durch positive Verstärkung und Anregung wird diese Aufgabe meist mit großem Erfolg gelöst. Normale Führungskräfte könnten hier viel lernen.

Session: Rotation Curation

Nun aber zu einer Session von @snoopsmaus, die mich überraschte: Rotation Curation. Es geht um eine etwas andere Nutzung von Twitter. Üblicherweise folgt man Personen auf Twitter, die dort in irgendeiner Weise Interessantes von sich geben. Ich z.B. folge dort relativ vielen Menschen, die sich zu Wissensmanagement oder Lernen und Lehren äußern. Diese ausgesuchten Experten geben mir ein ziemlich vollständiges Bild aller aktuellen Themen in meinem Fachgebiet.

Im Dezember 2011 begann das schwedische Tourismusbüro, dieses Twitter-Informationsprinzip ganz anders zu nutzen. Nicht viele gleichzeitig, sondern viele nacheinander sollten ein Bild von Schweden zeichnen: Jede Woche bekommt ein Anderer den Twitter Account @sweden zur Verfügung gestellt. Das hat den Vorteil, ich brauche nur noch einem Account zu folgen, und bekomme im Laufe der Zeit trotzdem ein Bild mit verschiedenen Perspektiven von Schweden.

Jeder, der den Account hat, ist völlig frei, all das zu schreiben, was er oder sie für richtig hält – natürlich im Rahmen der gesetzlichen Regeln. Pünktlich am Ende der Woche übernimmt der nächste, usw. Schweden hat damit über 65.000 Follower gewonnen. Die Idee hat bis heute weltweit schon 70 Nachahmer gefunden, davon 8 in Deutschland. Fast alle übernehmen die Aufgabe eine Region oder einen Ort darzustellen. Interessant ist, dass bis auf Schweden alle anderen Accounts von Privat-Personen eingerichtet wurden und gepflegt werden. Die ebenfalls private Webseite http://rotationcuration.com/ gibt weitere Infos zu der wachsenden Bewegung.

Mich fasziniert die Idee, weil man das Prinzip auf ganz andere Bereiche übertragen kann. Verschiedene Perspektiven auf ein Hauptthema authentisch über einen einzigen Account vermitteln, das kann ich mir gut vorstellen, z.B. für die Darstellung von

  • Change-Projekten innerhalb von Unternehmen
  • Einführungsphasen neuer Prozesse oder Produkte innerhalb von Unternehmen
  • Unternehmen oder Unternehmensteilen in der Öffentlichkeit
  • Möglicherweise auch Kundenmeinungen nach Launch neuer Produkte (erfordert mutige Unternehmen)
  • Non-Profit-Organisationen in der Öffentlichkeit, z.B. Hochschule, Krankenhaus, Greeenpeace, …
  • politischen Parteien
  • Bürgerinitiativen
  • Lerner-Gruppen mit gemeinsamem Thema
  • ….

Authentisch muss es sein. Das heißt: Keine Zensur. Perspektivenvielfalt muss sein. Das schafft der regelmäßige Wechsel. Vielleicht auch alle 3 Tage wechseln? Egal wie, einen Versuch wäre es jedenfalls wert.

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