Photographie Playground: Interaktive Ausstellung zum Lernen?

„Interaktive Ausstellung“ so wird der Photographie Playground von Olympus beworben. Neugier und Interesse am Fotografieren lotste mich gestern in die Berliner Opernwerkstätten in Berlin Mitte. Ein altes heruntergekommenes Industriegebäude wurde von Olympus zur mehrstöckigen Kunst-Ausstellung umfunktioniert, verbunden mit der Aufforderung an die Besucher „Entdecke Raum und Kunst durch das Auge der Kamera“.

Bild: Karlheinz Pape CC BY

Bild: Karlheinz Pape CC BY

Gleich am Eingang warteten eine Menge Leute in einer langen Schlange auf das Ausleihen einer Olympus-Kamera. Mir war die Schlange zu lang, deshalb ging ich gleich los, nur mit der eigenen Kamera in der Hand. Unterschiedliche Beleuchtungssituationen von völlig abgedunkelten Räumen, nur mit Spots oder Projektoren beleuchtet, bis zu tageslichthellen Räumen erwarten die Besucher. Darin ganz verschiedene raumfüllende Installationen von rund 10 Künstlern oder Künstler-Gruppen. Und immer mit der Aufforderung, selbst Teil des Kunstwerkes zu werden, oder die so immer anders wirkenden Werke im Bild festzuhalten, eigene Perspektiven und Kameraeinstellungen auszuprobieren. Bei jedem Werk hielt sich mindestens ein Experte bzw. eine Expertin auf, die auf Nachfrage gern Tipps gaben oder Kameraeinstellungen zeigten.

 

Bild: Karlheinz Pape CC BY

Bild: Karlheinz Pape CC BY

Fast alle um mich herum fotografieren. Das steckt an. Besucher posieren sich innerhalb der Installationen, andere suchen gute Blickwinkel für das sehenswerte Foto. Eigentlich ist es hier zu dunkel, denke ich. Aber wenn die doch alle hier fotografieren? Ich beginne mit dem Experimentieren, verändere Kameraeinstellungen, und bin erstaunt, was doch alles aus der Hand im Dunkeln geht. Selbst die, die keine Kamera dabei haben, zücken ihr Handy um es auch mal zu probieren. Die meisten sind wohl als Paar gekommen. Die begutachten dann gleich gemeinsam die jeweiligen fotografischen Ergebnisse am Geräte-Display. Ich erlebe eine entspannte und kommunikative Atmosphäre hier. Grüppchen stehen da und dort immer wieder zusammen, alle Altersgruppen sind vertreten, überwiegen scheinen jedoch die unter 40 jährigen den Weg hier hin gefunden zu haben. Alle scheint das Interesse am Fotografieren zu einen.

DSCN0762

Hat das mit Lernen zu tun?

Ich bin ohne besondere Absicht dorthin gegangen. Im Rückblick habe ich ganz viel gelernt, auch noch bei der Bildauswertung danach zu Hause am PC. Ich vermute, so wird es den meisten Besuchern der Ausstellung gehen, die dort aktiv fotografiert haben. Damit war die interaktive Ausstellung eigentlich eine ideale Lernumgebung.

Bild: Karlheinz Pape CCBY

Bild: Karlheinz Pape CCBY

Was braucht eine lernanregende Lernumgebung?

Lernen setzt immer voraus, dass es eine Herausforderung gibt, die Lernende annehmen wollen. Hier war die Herausforderung, auch bei kritischen Belichtungs-oder Bewegungs-Situationen gute Bilder zu produzieren.

Handlungs-Lernen erfordert die Erlaubnis zum Experimentieren. Das wurde hier auch unterstrichen durch die Anmerkung am Eingang, dass jeder Besucher damit einverstanden sein muss, in dieser interaktiven Ausstellung fotografiert zu werden. Das Motto „Entdecke Raum und Kunst durch das Auge der Kamera“ räumte alle Bedenken aus dem Weg.

Lernen braucht Anregungen. Hier waren das die vielen anderen Fotografierenden, deren Perspektiven und Motive. Und natürlich die imposanten Kunstwerke.

Lernen erfordert Reflexion, Feedback. Die schnelle Reflexion fördern Digitalkameras und Foto-Handys ja geradezu durch das Anzeigen des eben erstellten Bildes auf dem Display. Erfolg oder Misserfolg wird hier gleich sichtbar. Feedback holten sich die meisten von ihren Partnern, und manche von den ExpertInnen an den jeweiligen Installationen. Auch die Nachbereitung der Fotos zu Hause führt zu weiterer Reflexion des eigenen Handelns.
Weiterdenken könnte man sich eine Photography-Playground-Community, die dort gemachte Bilder kommentiert. Den Fotowettbewerb kann man aber auch als spezielle Feedback-Form verstehen.

Bild: karlheinz Pape CC BY

Bild: karlheinz Pape CC BY

Klar erkennbare Herausforderung, Experimentier-Möglichkeit, Handlungs-Anregungen und Reflexion/Feedback kennzeichnen aus meiner Sicht gute Rahmenbedingungen für Lernen. Die sind in der besuchten interaktiven Ausstellung alle gegeben. So wie Lernen hier fürs Fotografieren angeregt und unterstützt wird, könnte man doch auch Lernumgebungen für ganz andere Themen schaffen. Ein paar mögliche Beispiele:

  • Office-Programme fürs Büro anwenden:
    • Herausforderungen typischer Büroaufgaben an verschiedenen Ständen konkret darstellen
    • 1 Experte an jedem Stand
    • Jeder bringt seinen Laptop mit, oder Ausleihe vorbereiten
    • Anregungen durch kurze Anwender-Beiträge
    • Anwender-Community einbeziehen oder bilden
    • Eleganteste Teilnehmer-Lösungen prämieren
  • Programmier-Fähigkeit für speicherprogrammierbare Steuerungen verbessern
    • An verschiedenen Tischen steuerbare Modelle bereitstellen
    • 1 Experte an jedem Tisch
    • Programmier-Laptop mitbringen lassen oder ausleihen
    • Verschiedene wählbare Aufgabenstellungen am Tisch auslegen, Tln können aber auch eigene formulieren
    • Lösungen mit Ersteller-Namen den anderen bekanntmachen. Community-Bildung anregen
  • Musik-Instrument spielen verbessern:
    • Stände für bestimmte Instrumente
    • Ausleihe oder mitgebrachte Instrumente
    • Herausforderungen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden definieren, z.B. Ensemblespiel, Solostücke, Orchester
    • Für gemeinsames Arbeiten Termine und Räume festlegen
    • Musiker als Experten bereitstellen

Noch sind solche freiwilligen Lern-Events nicht üblich. Sie sind nur ein Angebot für Interessierte. Und die entscheiden selbst ob und wie lange sie hier ihre Kompetenzen weiterentwickeln wollen. Alles, was jemand hier geleistet hat, könnte ja in einem ePortfolio dokumentiert werden. Mit Kommentaren oder sogar mit Bestätigungen bestimmter Kompetenz-Levels. Die genauen Kriterien für diese Kompetenz-Level gehören wiederum zu den Herausforderungen, die Lernende für sich annehmen können.

DSCN0664Der Photography Playground ist kostenlos für (lernende) Besucher, weil Olympus sich davon Interesse für seine Kamera-Modelle verspricht. Es spricht aber auch nichts dagegen, den Besuch von solchen Lern-Events gegen ein Eintrittsgeld zu ermöglichen. Das rechnet sich insbesondere bei großen Teilnehmerzahlen. Am Ostersonntag feierte Olympus immerhin die 10.000. Besucherin.

Ein Gedanke zu „Photographie Playground: Interaktive Ausstellung zum Lernen?“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert