„tAPP – Musik mit Apps in der kulturellen Bildung“ so kündigt die Universität der Künste in Berlin diese Weiterbildung für Musiker an. Es geht darum, diese neue Form des Musikmachens auch anderen zu vermitteln, um mit dem „Instrument“ als App auf Smartphone oder Tablet, vielen einen niedrigschwelligen Einstieg zu ermöglichen. Das Begeistern und Anleiten Anderer zum Musikmachen mit Apps ist das Ziel dieses Kurses. Ich war eingeladen, in diesem dritten tAPP-Kurs über neue Formen der Gestaltung von Lernen zu sprechen.
Nur Musiker können teilnehmen. Musikapp-Erfahrung ist nicht notwendig, die hat auch kaum ein Musiker in diesen Kursen. Damit müssen sich die Teilnehmenden während des Kurses den Umgang mit Apps als Musikinstrumente erschließen. Die Veranstalter geben keine Noten oder fertige Kompositionen vor, die Teilnehmenden müssen sich ihre Stücke ausdenken. Das gemeinsame Komponieren mit noch ungewohnten Apps ist eine zusätzliche Herausforderung. Und damit das auch immer ein konkretes Ziel bekommt, gibt es in jedem der 4 Wochenblöcke ein öffentliches Konzert.
Das ist ein wirklich intensives Programm, was ich da in der ersten Kurswoche miterleben konnte. Ich war natürlich interessiert zu sehen, wie in dieser für mich ganz anderen Welt Lernen gestaltet wird, wie Musiker für Musiker diesen Kurs gestalten. Maßvolle Theorie-Blöcke, viel praktisches Handeln beherrschte die Woche. Man zielt weniger aufs Wissen, aber stark aufs Können! Immer wieder geht es ums Musik machen, in kleinen Gruppen oder größeren Ensembles. Alle sind gefordert, die ihnen zugeteilte App zu beherrschen, sich mit ihren Ideen zur Gestaltung der Stücke einzubringen und das öffentliche Konzert nach bereits 3 Kurstagen als Performance nach allen Regeln der Kunst zu gestalten.
So entwickelt man Kompetenz, dachte ich während des Kurses. Kompetenz als Musiker mit einem neuen Instrument, Kompetenz als Urheber für neue Musik, und Kompetenz fürs Ensemblespiel. Und das unter starkem Zeitdruck. Jeder Tag beginnt um 9.00 Uhr und endet abends offiziell um 9.00 Uhr, meist später. Da war es ganz gut, dass die Universität um 10.00 Uhr abends zu sperrte. Trotzdem: Gute Laune überall. Die braucht man auch fürs kreative Musikmachen.
Noch etwas fiel mir auf: Ganz selbstverständlich wird davon ausgegangen, dass jeder sein ePortfolio während des Kurses führt. Auf den ausgehändigten iPads sind die Google-Docs dafür schon namentlich angelegt. Die Erstellung eines YouTube-Videos mit der Erklärung einer selbstgewählten App gehört ebenso zum Kurs. Ein eigener YouTube-Kanal wird dringend empfohlen, sollte man ihn nicht schon haben.
Einen Nachmittag lang haben die Veranstalter die Integration eines BarCamps in den Kurs gewagt. Bei diesen erfahrenen Musikern gibt es so viel Expertise, die sie irgendwie nutzen wollten. 14 Sessions sind bei 22 Teilnehmenden an einen Nachmittag entstanden, meist in 3 Räumen parallel. Das hat nicht nur die Veranstalter überrascht, auch ich bin beeindruckt von diesem Aktivitätsgrad. Rechnet man das auf einen Tag hoch, dann hätte im Durchschnitt jeder eine Session angeboten!
Das BarCamp wird jetzt fester Bestandteil einer jeden Kurswoche. Lernende können dann selber wählen, was sie brauchen. Außerdem ist das Gestalten einer Session ebenfalls sehr lernwirksam für die Gestalter selbst. Nicht nur, dass sie aus der Session mehr mitnehmen können, als sie einbringen, auch das gedankliche Vorbereiten wirkt vertiefend.
Ich habe große Hochachtung vor dieser Art Weiterbildungs-Gestaltung. So stark Handlungsorientiert (Kompetenzorientiert) habe ich noch keine Weiterbildung erlebt. Das regelmäßige Einbinden eines Rahmens für ungeplantes informelles Lernen (BarCamp) mit individuell zugelassenen Beteiligungs- und Wahlmöglichkeiten für Lernende ist ebenfalls ein Novum in üblichen Weiterbildungs-Kursen. Auch die Selbstverständlichkeit der Nutzung des Internets zum Lernen scheint mir für viele Weiterbildungen vorbildlich.
Hier mein erster Versuch einen Podcast zu diesem Kurs zu produzieren.
Und hier ein paar Bilder dieses ehrwürdigen Gebüudes.
Vielen Dank Karlheinz. Ich habe mich sehr gefreut über Dein Mitwirken in dieser ersten Phase des Zertifikatkurses! Deine Inputs und der persönliche Austausch wahr sehr bereichernd und ermutigend das Lernen immer wieder neu zu betrachten und umzusetzen.