So ein Abstimm-System ist ja nichts Neues. Trotzdem haben die beiden Erfahrungsträger Andrea Brose und Christian Kautz von der TUHH mit ihrem Beitrag vorgestern 14 Chefs von Trainingsorganisationen mindestens sehr nachdenklich gemacht. Einige wollen das jetzt auch in ihren Trainings einsetzen.
An der TUHH gibt es ein Projekt, das die Aktivierung der Studierenden zum Ziel hat. Immer dann, wenn Studenten in Räumen der TU lernen, soll die Zeit besonders effektiv genutzt sein. Da lohnt es sich natürlich, zuerst die klassischen Vorlesungen zu betrachten. Wenn es hier gelänge, auch große Studentenzahlen während der Vorlesung möglichst mehrmals bewusst zu aktivieren, dann müsste der Lernerfolg größer werden, so die Annahme der beiden.
Die ganz einfache Form der Aktivierung eines Auditoriums läßt sich mit den sog. TED- oder auch Abstimmsystemen relativ gut technisch lösen. Jeder Student bekommt einen sog. Clicker vor der Vorlesung. Der Dozent zeigt an bestimmten Stellen seines Vortrages einige Mulitple-Choice-Fragen. Die Studenten antworten dann mit ihrer Auswahl. Mit der sofort sichtbaren Zusammenfassung aller Antworten hat der Vortragende einen schnellen Überblick über das, was bisher verstanden wurde. Je nach Anteil richtiger Antworten kann er sich für Wederholen oder Witermachen entscheiden. Und die Studierenden erfahren schnell, wo sie noch Verständnisprobleme haben. Das klingt nicht besonders aufregend, hat aber wohl doch eine erhebliche Wirkung.
Die Befragung der Studenten zeigt nach einem Semester Anwendung 97% Zustimmung. 85 % sagen es sei „sehr“ oder „ziemlich“ hilfreich. Und die Zahl der Vorlesungsbesucher nimmt im Verlauf des Semesters weniger stark ab, als in anderen Vorlesungen. Die Prüfungsergebnisse sind auch besser. Das sind Beobachtungen nach jetzt 4 Jahren Erfahrung damit.
Also, dieser einfache Feedback-Kanal hat offensichtlich eine Wirkung, die man wohl erst richtig schätzen lernt, wenn man es selbst erlebt hat. Allein das regelmäßige anonyme Feedback-Geben müsste ja auch auf die Qualität des Vortrages wirken. Schließlich kann der Dozent ja nicht zufrieden sein, wenn die Rückmeldungen zu einem großen Teil „Nicht-Verstanden“ signalisieren. Und den Lernern gibt es hilfreiche Hinweise und Erfolgserlebnisse schon zwischendrin. Ein Teilnehmer dieser Community of Training Practice erkennt einen Vorteil auch in kleineren Gruppen, insbesondere wenn Trainings mit Dolmetschern übersetzt werden. Da sei es für den Trainer ja immer schwer zu erfahren, was denn nun wirklich verstanden wurde.
Ich muss zugeben, dass mich dieser Beitrag auch beeindruckt hat. Ich sehe Abstimmsysteme heute durchaus als ein didaktisch kluges Mittel.
So nebenbei: Dieses Projekt wird vom Arbeitgeberverband NORDMETALL gefördert. Begründung: Alles was die Lehre verbessert wird automatisch zu einer geringeren Abbrecherquote führen. Das ist nötig für mehr ausgebildeten Nachwuchs und auch volkswirtschaftlich vernünftig. Das klingt plausibel, und ist ein dankenswerter Ansatz. Nur müsste das eigentlich jede Universität von sich aus als oberstes Ziel verfolgen.