Ich hatte die Ehre, das erste Treffen der neuen Community of international Training Practice zu moderieren. 10 Leiter großer international operierender Trainingsorganisationen kamen heute zu einem ersten Treffen zusammen. Der Arbeitgeberverband HESSENMETALL hat das Treffen organisiert, der Einladende war die Goethe Business School im House of Finance auf dem Campus der Goethe-Universität Frankfurt.
Ein imposantes neues Gebäude mit durchsichtigen Türen zu vielen kleinen Lernräumen. Holz, Glas und Ledersessel passen gut zum Gesamteindruck. Hörsäle mit 25 bis höchstens 80 Plätzen, im offenen Halbkreis ansteigend um den Dozentenplatz angeordnet. Jeder Platz mit Steckdose und LAN-Anschluß vesehen. Lernatmosphäre „wie im Vier-Sterne-Hotel – damit wir uns im harten internationalen Wettbewerb der Business Schools behaupten können“, sagt Dr. Amman als Gastgeber. Tatsächlich sieht man trotz Semesterferien junge Leute unterschiedlichster Kulturen in den glasig abgetrennten Räumen arbeiten. Auch die Bibliothek mit unendlich vielen PC-Arbeitsplätzen auf edlen Holz-Schreibtischen ist in den zwei baulich offenen Etagen gut mit einzeln arbeitenden Studenten gefüllt.
Ja, so eine Umgebung hätte ich mir für mein Studium auch gewünscht. Damals, vor 40 Jahren. Heute kommt mir spontan das Stichwort „Uni 1.0“. An den Hörsälen klar zu erkennen: Im Zentrum steht der Dozent – alles ist auf Ihn ausgerichtet. Müssten in einer solch modernen Business School nicht die Studierenden ins Zentrum gestellt sein? Und ist es wirklich ein Zeichen von Qualität für eine akademische Ausbildung, das Ambiente von 4-Sterne-Hotels nachzuahmen?
Solche Fragen gehen mir durch den Kopf beim kleinen Rundgang. Ich verstehe schon, dass eine teure Ausbildung – die edelste kostet 48.000 Euro – auch die Teilnehmer mehr als nur zufrieden stellen soll. Das rührt aber an der alten Frage, wann denn eine Ausbildung für den Teilnehmer wertvoll ist, und wie es gelingen kann, Begeisterung beim Lernen entstehen zu lassen. Offenbar scheint es noch immer schwer vorstellbar, soziale Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie Studierende begeistern. Da greift man sicherheitshalber auf leichter gestaltbare „Hardware“ zurück, wie hier der baulichen Umgebung. Ich will damit nicht sagen, dass die Raumgestaltung unwichtig sei. Ein paar Basis-Anforderungen müssen schon erfüllt sein. Danach aber scheint es mir wichtiger, ein „4-Sterne-Klima“ im Verhältnis von Lehrenden und Lernenden und der Lernenden untereinander zu schaffen. Aber vielleicht tue ich der Goethe Business School hier ja Unrecht – möglicherweise wird das ja von den Lernenden so gesehen. Das jedenfalls kann man nicht von außen beurteilen.