Adidas sucht öffentlich nach Konzept-Ideen für die Corporate University

Das ist wirklich neu. Zumindest kenne ich bisher noch keinen so offenen Prozess der Konzeptentwicklung für eine unternehmensinterne Funktion. Adidas will zur lernenden Organisation werden. Das braucht intern eine unterstützende und anregende Struktur. Aber möglicherweise ganz anders als bisher in Unternehmen gedacht. Die Adidas Group Corporate University hat möglicherweise gar  kein Vorbild, das man nachahmen könnte. Es geht um das Nutzen des gesamten Wissens-Potentials und deren Weiterentwicklung im Unternehmen: „…an environment in which all employees equally teach and learn, and acquire knowledge and skills in a variety of ways to best suit present and future generations.“

Die Herausforderung beschreibt Adidas im eigenen Blog  als Integration von Zusammenarbeit, Wissensmanagement und Lernen: „we are seeing new trends in collaboration, knowledge management and learning – in the way people work together, share their knowledge and experience, and also how people develop and learn.“

Lernen ist Arbeiten und Arbeiten ist Lernen, dieses Motto von Harold Jarche  scheint hier schon verinnerlicht zu sein. Dann darf die Corporate University diese Einheit nicht aufheben, in dem es hier definitionsgemäß nur ums Lernen geht (wie üblicherweise in allen betrieblichen Weiterbildungs-Organisationen). Solch eine neue Corporate University müsste eigentlich jeden Mitarbeiter und jede Führungskraft bei den täglichen Aufgaben unterstützen. Die Arbeitsaufgaben sind die Herausforderungen an denen man lernt, mit denen sich Mitarbeiter und Führungskräfte weiterentwickeln. Und weil Arbeitsaufgaben heute fast immer in mehreren Prozessschritten von Vielen erledigt werden, ist Lernen auch ein gemeinsamer Prozess. Man lernt voneinander oder miteinander. Erreichte Arbeits-Ergebnisse sind die Messlatte.

Eine Corporate University also als Kollaborations-Plattform, nicht mehr?

Eine Umgebung bieten, die gemeinsames Arbeiten und Lernen unterstützt und anregt, ist ganz sicher eine der wesentlichen Funktionen dieser neuen Art von Corporate University. Nun ist das nur am Rande ein technisches Thema, zunächst erfordert das eine gemeinsame Arbeits- und Lern-Kultur. Kultur zeigt sich, wie sie von allen gelebt wird. Kultur ist nicht zu trainieren. Die prägt sich aus, z.B. durch Vorbilder – und da wirken Führungskräfte am meisten.

Die Corporate University als Ausdruck der Kultur des Unternehmens?

Ja, das klingt plausibel. Dann aber sind alle im Unternehmen Teil der Corporate University. Dann ist das ganze Unternehmen auch die Corporate University. Das Unternehmen selbst als Lernort. Da gibt es keine Separierung mehr von Lernen und Arbeiten. Lernen und Lehren ist integrierter Teil aller Prozesse. Mitarbeiter und Führungskräfte entscheiden jeder für sich, wie sie ihre Herausforderungen meistern wollen. Jeder Erfahrene kann als Wissensgeber genutzt werden. Und auch die Form der Wissensweitergabe ist verhandelbar, von bereitgestellten Dokumenten über das Gespräch bis zum bewährten Classroom Training – wenn die Beteiligten das so verabreden.

Das klingt ungewöhnlich. Wenn man sich aber klar macht, dass schon heute mindestens 80% aller betrieblichen Lernvorgänge informell ablaufen (ich vermute, das ist noch erheblich mehr), dann scheint es nur konsequent, das ganze Unternehmen als einen großen Lernort zu verstehen. Da braucht es eigentlich keine separate Lernorganisation mehr daneben, wenn selbstgesteuertes Lernen und Lehren zur Kultur einer Unternehmung geworden ist. Bis dahin aber haben separate Weiterbildungs-Organisationen sicher noch ihre Berechtigung.

Hier noch einmal der Link zum Adidas Blog, mit der Aufforderung sich an der Entwicklung der Adidas Corporate University zu beteiligen: http://blog.adidas-group.com/2012/05/help-us-find-the-new-way-of-working-and-learning/.

4 Gedanken zu „Adidas sucht öffentlich nach Konzept-Ideen für die Corporate University“

  1. Hallo Karlheinz, klasse Artikel – das sind genau unsere Gedanken, und Du denkst noch einen Schritt weiter! Bist Du noch so nett und setzt einen Link von unserem Blog zu Deinem Beitrag hier – dann haben wir einen Blog Carnival 😉 Beste Grüße – Christian

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