Podcasts mit großem Potential fürs Lernen

Youtube hat es vorgemacht: Mit Videos lässt sich Wissen „anschaulich“ vermitteln. Für das Selbst-Aufnehmen von Videos braucht man heute kein teures Equipment mehr, im einfachsten Fall genügt ein Smartphone. Kurze Lern- oder Erklär-Videos sind heute oft Bestandteil des Corporate Learning. Schaut man sich diese Videos genauer an, dann erklärt häufig jemand etwas mit Blick in die Kamera. Die Person im Bild ist zwar auch interessant, aber eigentlich genügt da auch ein Foto. Die relevante Information steckt in der Audiospur.

Aufs bewegte Bild verzichten?

Das hätte mehrere Vorteile. Dem gesprochenen Wort kann man auch nebenbei folgen, beim Autofahren, in der Bahn, beim Joggen, auf dem Weg zum nächsten Termin, beim Kochen, …. Und auch die Produktion wird deutlich einfacher: Kein Beleuchtungsproblem, kein Kleidungsproblem, keine Suche nach einem passenden Hintergrund – und die Bereitschaft für ein Ton-Interview wird auch leichter zu gewinnen sein, als für ein Video-Interview. Podcasts haben diese Vorteile. Sie transportieren ebenfalls 100% der gesprochenen Informationen. Nur in den Fällen, wo es auf das Handeln an Geräten ankommt, oder visuelle Aufbereitung nötig ist, hat das Video einen echten Vorteil. Sonst genügt die Tonspur.

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Bild: InspiredImages bei Pixabay

Information erfordert Kontext

Um Informationen richtig einordnen zu können, braucht man eine Vorstellung vom Kontext, in dem sie entstanden oder gültig ist. Das kennen wir von Texten: Man muss viel Einleitendes schreiben, um die Leser auf die richtige Fährte zu setzen. Gekonnt aufgenommene Videos weisen mit der Umgebung ganz automatisch auf den Kontext hin. Podcasts tun sich da etwas schwerer, können aber durch stimmige Hintergrundgeräusche ebenfalls eine Kontext-Atmosphäre schaffen. Geht das nicht, muss der Kontext beschrieben werden. Gute Beispiele dafür kennen wir alle aus dem Radio.

Zuhören erzeugt Bilder im Kopf

Sprechen ist die natürlichste und am meisten eingeübte Form der menschlichen Kommunikation. In jedem Gespräch achten wir auf die Wirkung unserer Worte beim Anderen. Zumindest stellen wir Vermutungen darüber an, wie das Gesagte wohl ankommen wird. Entsprechend machen wir Pausen, betonen etwas oder ändern die Sprech-Geschwindigkeit. Damit liefern wir meist unbewusst viele Informationen, z.B. für wie wichtig wir etwas halten, was bei den Zuhörenden besonders ankommen soll, und was beiläufig erwähnenswert ist. Diese Text-Begleit-Informationen lassen beim Zuhörenden leichter ein Bild entstehen, als beim Nur-Lesen eines Textes. Ganz besonders, wenn es Originalton ist. Vom Experten selbst formuliert und ausgesprochen, werden diese Text-Begleit-Informationen authentisch und unverfälscht transportiert. Bei jeder Umwandlung in schriftlichen Text – oder durch einen anderen Sprecher – geht immer etwas verloren.

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Bild: PuorquoiPas bei Pixabay

Gute Gründe für Audio-Beiträge

Wenn also im gesprochenen Wort von Experten – vielleicht sogar mit passendender akustischer Umgebungs-atmosphäre – alle wesentlichen Informationen transportiert werden können, dann sind Podcasts eigentlich ein gutes Medium um authentisch Informationen zu transportieren. Lernen von Originalen ist immer besser als Informationen von Trainern aus zweiter oder dritter Hand aufbereitet zu bekommen. Und recht einfach ist es heute auch, Audio-Aufnahmen zu erstellen. Ein Hand-Mikrofon für 50 € an einem Smartphone wirkt schon Wunder bei der Tonqualität. Und wer es professioneller angehen möchte, für den gibt es gute Audio-Rekorder zwischen 90 und 400 €.

Und weil fast alle Experten immer gut über Ihr Thema sprechen können, braucht es nur ein wenig inhaltliche Vorbereitung z.B. beim Interviewer. Ein gutes Gespräch ist viel schneller aufgenommen, als es braucht um den gleichen Inhalt in einen verständlichen Text zu gießen. Und wenn man ein wenig weiterdenkt, dann wird es ganz sicher bald gute Spracherkennungs-Software geben, die ganz automatisch zusätzlich einen Text aus dem gesprochenen Wort für all diejenigen erstellt, die lieber lesen wollen. Es macht also in mehrfacher Hinsicht Sinn, sich mehr auf das gesprochene Wort zu fokussieren.

Ausprobieren und Einüben

Vom Mikrofonabstand bis zur Umgebungsauswahl, vom Gesprächskonzept bis zum Zeitrahmen, vom Aufnahmeformat bis zum Verteilweg – das ist alles nicht sonderlich kompliziert, will aber auch beherrscht sein. Das beste Mittel: Einfach anfangen. Dabei entstehen die wesentlichen Fragen ganz automatisch. Und man hört ja auch immer gleich die Ergebnisse. Deshalb schon möglichst bei der Aufnahme Kopfhörer tragen! Übung macht auch hier den Meister.

Erster Schritt: Podcasts hören

In einem Wiki hat Simon Dückert sehr systematisch alle Themen aufgelistet, zu denen man als Podcast-Hörer Fragen haben könnte. Dort erhält man Tipps für Podcast-Apps und auch einige Links zu Podcasts und Podcast-Verzeichnissen.

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Bild: eak_kkk bei Pixabay

Für einen ersten Überblick sind auf Podlist.de eine Auswahl deutschsprachiger Podcasts zu finden. Einige Podcast-Episoden dauern mehrere Stunden, andere nur 10 bis 15 Minuten. Und alle hört man am besten mit Kopfhörern am Smartphone. Hier nur drei Beispiele für die Bandbreite möglicher Lern-Themen:

  • EiBs on Air – Drei Lokführer der Deutschen Bahn berichten über Technik und Erfahrungen
  • Omega tau – Wissenschaft und Technik im Kopfhörer
  • Brand 1 detektor.fm – Interviews mit Brand1-Autoren zu ihren Artikeln der letzten Ausgabe.

Simon Dückert und Ulrich Schmidt, die gemeinsam den Podcast „Knowledge on Air“ betreiben, haben beim CorporateLearningCamp CLC16 auf der Bühne einen Podcast über Podcasts produziert. Eine Hörempfehlung für alle, die anfangen wollen! Die KoA-Podcasts sind zudem vorbildlich mit „Shownotes“ versehen, die eine inhaltliche Orientierung geben und Links zu weiterführenden Infos enthalten.

Ich werde jetzt auch beginnen, Erfahrungen mit ersten Podcast-Produktionen zu sammeln. Podcasts haben aus meiner Sicht ein großes Potential fürs Lernen, gerade wenn es gelingt Experten selbst zu Wort kommen zu lassen. Auch dafür braucht man Erfahrung. Und die gewinnt man nur durchs Tun.

5 Gedanken zu „Podcasts mit großem Potential fürs Lernen“

  1. Falls jemand auf das KnowledgeCamp nach Berlin kommt: dort wird es eine Liveaufnahme von Management 2.0 Podcast und Knowledge on Air geben. Interessenten können uns über die Schulter schauen und bei Bedarf natürlich auch eine Podcasting-Session nachfragen.

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