Microlearning oder So lernen wir schon immer? Opco11

Microlearning ist das Thema dieser Woche im Opco Kurs Zukunft des Lernens. Das Thema ist mir schon öfter begegnet. Zuerst fallen mir da die tollen Papier-Zeichentrick-Filme von Commoncraft ein, z.B. dieser hier. Mit dieser Anregung gab es bei der Print Media Academy die vielen kurzen von Produktmanagern erstellten Videos für die Sales-Mannschaft vor der letzten großen Druckmaschinen-Messe. Sofatutor fällt mit dazu ebenso ein, wie natürlich Foren, Tweets und Blogbeiträge. Trotzdem schien mir Microlearning ein eher willkürlich gewählter Begriff, dessen Bedeutung fürs Lernen mir nicht so richtig klar wurde.

Gerade habe ich eines der Opco-Vorbereitungs-Videos von Martin Lindner gesehen. Dort sagt er: „… so dass die Leute sich einem Strom von Partikeln aussetzen und dabei lernen. … In Wirklichkeit lernt ja jeder so. Also, wenn ich mir überlege wie die Leute live lernen – ohne Computer – ja auch in kleinen Einheiten: Da begegne ich jemandem, stell ihm eine Frage, der sagt mir was, dann zeigt mir jemand was, dann schau ich wieder in ein Papier, dann mache ich mir eine Notiz. Das sind alles kleine Lernaktivitäten.“

Ja, das ist es, was Microlearning beschreibt: Ganz normales Alltagslernen. Das ist mir bei dem Beitrag von Martin Lindner plötzlich klar geworden. Für mich passen jetzt die vielen Mosaiksteine, die ich bisher zu Microlearning gesammelt habe, zusammen. Und mir wird klar, dass das „Mosaikstein-Sammeln“ für mich ja ein typisches Beispiel für Microlearning ist. Zu einem Ganzen wird es erst, wenn genügend Steinchen erkannt sind, um das Bild zu erahnen. Ich will gar nicht sagen, dass ich das ganze Bild schon kenne, aber die Konturen erscheinen mir schon deutlich, auch wenn da noch viel freier Platz für weitere Steinchen ist. Und so scheint mir Lernen wohl immer zu funktionieren – mit vielen kleinen Mosaiksteinen.

Damit bekommt Microlearning jetzt für mich eine neue Bedeutung: Der Begriff lenkt den Blick auf die vielen Einzelereignisse, denen wir Aufmerksamkeit schenken, um zu verstehen. Diese Einzel-Informationen müssen gar nicht geordnet nacheinander aufgenommen werden – um irgendwann dann doch zu einem stimmigen Ganzen zusammengesetzt zu werden. Offenbar besitzen wir die Fähigkeit Strukturen zu erkennen, ohne dass alles vollständig vor uns liegt. In dem Sinne ist Microlearning eigentlich auch eine andere Beschreibung für informelles Lernen.

Danke, Marin Lindner für diesen wesentlichen Mosaikstein für mein Bild! Mit dieser Vorstellung kann ich jetzt auch klar die Vorteile der vielen Tools und der sozialen Netzwerke erkennen, die dieses Mosaikstein-Finden einfach nur einfacher machen!

5 Gedanken zu „Microlearning oder So lernen wir schon immer? Opco11“

  1. Zu einer ähnlichen Erkenntnis war ich auch vor einer Weile gekommen (hier etwas mehr: http://anjalorenz.wordpress.com/2011/06/27/opco11-microlearning/ ): Microlearning an sich ist überhaupt nix Neues, aber die Fokussierung darauf. Das heißt, in (Weiter-)Bildungsprojekten braucht nicht nur geschaut werden, dass man möglichst alles in ein Dokument/CBT/WBT/… packt. Gerade bei mobilen Endgeräten ist das auch gut, hier muss man manchmal unterbrechen und da ist es leichter, zwischendrinn einzusteigen, wenn ich kleine Einheiten habe.
    Nichts desto trotz ist die Diskussion um Microlearning gerechtfertigt, um genau dieses Bewusstseit zu schaffen. Dass es nichts wirklich Neues ist, das haben Buzzword-Konzepte nunmal an sich.

    1. hm, das ist ein missverständnis. „nichts neues“ ist die idee, wenn man da überhaupt von idee sprechen kann, vorhandene inhalte (aus büchern, aus altem „e-learning“) herunterzubrechen, damit sie in kurze zeiteinheiten und sehr knappe räume (screens) passen.

      „microlearning“, so wie ich das hier für meine zwecke etwas substanzieller auffasse, ist dagegen etwas, was es so richtig erst seit dem microcontent-basierten Web gibt: d.h. seit ca. 2000, im deutschen mainstream-raum eher seit 2005. also eine ganz neue erfahrung und ein ganz neues phänomen. beides muss man erst mal ausprobieren und verstehen, bevor man überlegen kann, wie man daraus neue kulturtechniken entwickeln kann. auch im zusammenhang von intendiertem „lernen“: das wäre dann das design von microlern-prozessen. und das gibt es bis jetzt nur sehr sehr rudimentär.

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