Guerilla Learning?

Der Besuch des HR BarCamps #hrbc13 hat sich schon wegen dieser Session von Sirka Laudon und zwei Kolleginnen gelohnt. Lernen im Unternehmen mal ganz anders auslösen, als mit üblichen Weiterbildungs-Formaten, wie langen Trainings oder trockenen E-Learnings. Mit dieser Absicht hat Sirka Laudon einfach mal die Session-Teilnehmer mit dem ungewöhnlichen Beispiel-Video aus dem Marketing eingestimmt.

Überraschend, Betroffen machend, frech, grenzüberschreitend, Regeln brechend – so funktioniert Guerilla Marketing und das auch noch mit nachhaltiger Wirkung. Vielleicht lässt sich ja auch nachhaltiges Lernen in Unternehmen so ungewöhnlich und überraschend auslösen? Keine langen Erörterungen, stattdessen startete Sirka Laudon gleich die Produktion von möglichen Lern-Nuggets mit Hilfe der kreativen Power aller Session-Teilnehmer – zunächst nur durch Sammeln von Antworten auf folgende Fragen:

An welchen – auch ungewöhnlichen Orten  – könnte Lernen stattfinden?

Eine kleine Auswahl der vielen Antworten:
Fahrstuhl, Kantine, Online, U-Bahn, Seminarraum, Flur, Kaffeeküche, Kopierer, Tiefgarage, Toilette, Büro, Schreibtisch, Foyer, Raucherecke, Flugzeug, …

Welche Zeiten könnten für Lernen zur Verfügung stehen?

30 Sekunden, morgens von 5 bis 7 Uhr, auf dem Weg zur Arbeit, am Feierabend, in der Mittagspause, beim Sport, ….

Welche Zielgruppen – mal anders als üblich geschnitten – könnte man im Unternehmen ansprechen?

Hundebesitzer, gleiche Sternzeichen, gleiches Alter, Raucher, Eltern, Sportbegeisterte, Frauen, IPhone-Besitzer, alle unter 30, Silver-Ager, Lohas, …

Welche Methoden oder Formate könnten Lernen vermitteln?

Vortrag, Simulation, Podcast, WorldCafe, Projekt, gezeichnete Videos, Rätsel, Apps, Wettbewerb, Lunch and Learn, Theater, Zeitschriften, Spiel, QR-Code, …

Nun werden alle aufgefordert, 3 Begriffe aus verschiedenen Kategorien zu verwenden, um damit eine mögliche Idee für ein Lernsetting zu konstruieren. BINGO – in wenigen Minuten sind 11 ungewöhnliche Lernideen entstanden, die hier nur stichwortartig angedeutet sind:

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Ein Beispiel könnte so aussehen: Fahrstuhl, 30 Sekunden, Podcast:

Über die im Fahrstuhl vorhandenen Lautsprecher wird die „Frage des Tages“ gestellt.

Oder auch: Treppe, Sportbegeisterte, QR-Code:

Wer an der Treppe unten und oben den QR-Code jedesmal scannt, kann Score-König der Gesundheitsbewussten werden.

In den 50 Minuten können die Ideen natürlich nicht umsetzungsreif ausgearbeitet sein. Dennoch war allein die Vielzahl von durchaus denkbaren Vorschlägen mit dieser Methode beeindruckend. Einen besonderen Dank an die Session-Gestalter – einmal für die Idee, und zum anderen für das gleich fitmachende Training der Session-Teilnehmer, das ja auch unerwartet und ungewöhnlich war – und damit schon ein wenig vom Guerilla-Lernen hatte.

41 Gedanken zu „Guerilla Learning?“

  1. Guerilla-Learning ist schon eine Art des Lehrens, wie auch Guerilla-Marketing eine Art der Vermarktung ist bei der dem Konsumenten das Produkt, durch eine starke emotionale Öffnung, untergeschoben wird. Eine Verbindung wird hergestellt ergo muss beim Guerilla-Learning eine starke emotionale Öffnung geschehen durch die man dann Wissen oder Fähigkeiten vermitteln kann. Eine Guerilla-Taktik wäre demnach, wenn auch unethisch, jemanden sich verlieben zu lassen und ihm zu suggerieren, dass er sie beeindrucken kann, wenn er ein Zertifierung erlangt. In ethischer Form wäre es in der Form zu sehen, dass man eine besonders gute, überraschende und plötzliche Stimmung erzeugt in der Lerninhalte vermittelt werden. Guerilla-Learning kann kein langfristiger Prozess sein, ausser der Lernende, die Lernende verliebt sich in die Sache 🙂

    1. Danke für die anschauliche Klärung des Begriffes „Guerilla Learning“. So faszinierend wie das auf den ersten Blick klingt, aber Guerilla-Taktik bedeutet ja möglichst lange unerkannt wirken zu können. Eigentlich unterstützen wir ja heute eher die Selbststeuerung beim Lernen, und das ist das Gegenteil von unerkanntem äußeren Beeinflussen.

      1. „Guerilla Learning“ könnte, wie in einem älteren Beitrag von Rosa erwähnt, zu einer Methode „Guerilla Teaching“ verändert werden. Wie beim Marketing ist es ja ein aktive Methode hinter der ein steuerndes Interesse liegt, ein Unternehmensziel. Wie auch immer herum, sie könnte also dafür genutzt werden, Impulse zum selbststeuernden Lernen zu setzen, initial wie fortwährend, um die Motivation zu aktivieren, neu zu strukturieren. Eine Idee wäre zum Beispiel, die mir grad in den Sinn kommt, am Anfang des Tages, Kollegen miteinander per Los zu verknüpfen (ok, das kann auch schiefgehen :-), die zusammen eine Aufgabe lösen müssen, die mit einem Lernziel verknüpft ist. Das ist eine umfangreiche Aufgabe, die am Ende gamemifiziert, Rewards bringt, aber im Grunde der Weiterbildung dient. Im Unternehmen gibt es Personen, die die nötigen Skills und das Wissen haben diese Aufgaben zu lösen. Diese muss man finden und von ihnen Lernen. Anderen Ressourcen, z.B. eTrainings, sind natürlich auch denkbar. Die Personen mit Skills haben diese entweder bereits oder im Idealfall, lernten sie aus einer vorherigen, ihrer eigenen Challenge. Ein bisschen Pfadfinder, ein bisschen Jugend forscht, ein bisschen Belohnung und am Ende lernt man das was benötigt wird. Diese Challenges müssten natürlich zielführend geplant und mit wechselnden Überraschungsmomenten versehen werden. Auf dem Tablett des Kantinentabletts liegt plötzlich eine Aufgabe! 🙂

  2. Guerilla-Learning ist schon eine Art des Lehrens, wie auch Guerilla-Marketing eine Art der Vermarktung ist bei der dem Konsumenten das Produkt, durch eine starke emotionale Öffnung, untergeschoben wird. Eine Verbindung wird hergestellt ergo muss beim Guerilla-Learning eine starke emotionale Öffnung geschehen durch die man dann Wissen oder Fähigkeiten vermitteln kann. Eine Guerilla-Taktik wäre demnach, wenn auch unethisch, jemanden sich verlieben zu lassen und ihm zu suggerieren, dass er sie beeindrucken kann, wenn er ein Zertifierung erlangt. In ethischer Form wäre es in der Form zu sehen, dass man eine besonders gute, überraschende und plötzliche Stimmung erzeugt in der Lerninhalte vermittelt werden. Guerilla-Learning kann kein langfristiger Prozess sein, ausser der Lernende, die Lernende verliebt sich in die Sache 🙂

    1. Danke für die anschauliche Klärung des Begriffes „Guerilla Learning“. So faszinierend wie das auf den ersten Blick klingt, aber Guerilla-Taktik bedeutet ja möglichst lange unerkannt wirken zu können. Eigentlich unterstützen wir ja heute eher die Selbststeuerung beim Lernen, und das ist das Gegenteil von unerkanntem äußeren Beeinflussen.

      1. „Guerilla Learning“ könnte, wie in einem älteren Beitrag von Rosa erwähnt, zu einer Methode „Guerilla Teaching“ verändert werden. Wie beim Marketing ist es ja ein aktive Methode hinter der ein steuerndes Interesse liegt, ein Unternehmensziel. Wie auch immer herum, sie könnte also dafür genutzt werden, Impulse zum selbststeuernden Lernen zu setzen, initial wie fortwährend, um die Motivation zu aktivieren, neu zu strukturieren. Eine Idee wäre zum Beispiel, die mir grad in den Sinn kommt, am Anfang des Tages, Kollegen miteinander per Los zu verknüpfen (ok, das kann auch schiefgehen :-), die zusammen eine Aufgabe lösen müssen, die mit einem Lernziel verknüpft ist. Das ist eine umfangreiche Aufgabe, die am Ende gamemifiziert, Rewards bringt, aber im Grunde der Weiterbildung dient. Im Unternehmen gibt es Personen, die die nötigen Skills und das Wissen haben diese Aufgaben zu lösen. Diese muss man finden und von ihnen Lernen. Anderen Ressourcen, z.B. eTrainings, sind natürlich auch denkbar. Die Personen mit Skills haben diese entweder bereits oder im Idealfall, lernten sie aus einer vorherigen, ihrer eigenen Challenge. Ein bisschen Pfadfinder, ein bisschen Jugend forscht, ein bisschen Belohnung und am Ende lernt man das was benötigt wird. Diese Challenges müssten natürlich zielführend geplant und mit wechselnden Überraschungsmomenten versehen werden. Auf dem Tablett des Kantinentabletts liegt plötzlich eine Aufgabe! 🙂

  3. Spannende Diskussion, der letzte Absatz von khpape gefällt mir besonders gut. 😉 Ich sehe es aber noch etwas radikaler, Guerilla Lernen ist gerade das „nicht-angeleitete“ Lernen und liegt ganz in der Eigenverantwortung des Lerners , ohne vorgegebene Lernsettings, ohne Anleitungen. Der Lerner sucht sich selbst den Ort, den Weg und die Methode, sonst ist es ja nicht mehr Guerilla Lernen. So wie Guerilla Gardening, da wird eine Samenkugel irgendwohin geworfen, und die Samen beginnen dort zu wachsen, wo es nicht vorgesehen ist, verbotenerweise sozusagen. Und beim Guerilla Lernen stelle ich es mir so ähnlich vor. Den Anstoß (Samenkugel werfen) muss sich der Lerner selbst geben, nicht der Lehrer, und der Lerner bestimmt auch, wo seine Lernpflanze wachsen soll und wie groß (Wissenszuwachs) sie werden soll.

    @Nachdenken über’s Lernen: Manchmal ist es nicht so schlecht, sich auf die Metaebene zu begeben und über das Lernen zu reflektieren. Schüler_innen ist es meist nicht bewusst, wie viele verschiedene Wege es gibt, um zu lernen, bzw. was sie eventuell falsch machen oder eben nicht machen. Ich mag z.B. Lerntagebücher überhaupt nicht, weil sie einfach zu zeitaufwendig sind und wer soll diese Tagebücher denn überhaupt lesen? Beim Lernen zählt ja eigentlich nur das Ziel, – wo will ich hin, was will ich wissen? Portfolioarbeit halte ich übrigens für viel effizienter, und zwar zur Sichtbarmachung von Lernergebnissen bzw. Entwicklungen, weniger zur Reflexion darüber.

    Beim Guerilla Lernen will der Lerner selber etwas lernen, ohne dass ihn jemand durch versteckte Anreize (Barcamps, versteckte Herausforderungen&Co) dazu bringen will. Es ist nicht fremdbestimmt, sondern selbstbestimmt. Außerdem muss sich der Lerner bewusst sein, dass Lernen eben ÜBERALL stattfinden kann. Die Frage ist nur, bis zu welchem Grad dies schon in der Schule geschehen kann, oder ob es hier doch noch einer Anleitung bedarf. Beides nebeneinander wahrscheinlich!
    Das völlig „freie“ Lernen, Guerilla Lernen eben, kommt im post-schulischen Bereich sicher mehr zum Einsatz. Denken wir doch an unsere eigenen „Lernaktivitäten“ der letzten Jahre, wo uns niemand sagte, wo es lernmäßig langgeht … wir holen uns unser Wissen schon lange vorwiegend aus dem Netz und zwar zu jenen Themen, die uns interessieren und suchen uns auch die Methoden aus. 😉

    1. Danke für den ganz anderen Gedanken zu Guerilla-Learning! Ja, das sich Lernende das suchen, was sie gerade brauchen kann man auch so bezeichnen. Das ist aber weniger spektakulär, weil wir im Corporate Learning ohnehin davon ausgehen, dass 90-95% des betrieblichen Lernens ausschließlich informell, also immer selbstgesteuert geschieht. Die Idee, aufbereitetes Wissen als Samen-Kugel einfach an ungewohnten Orten auszulegen, könnte aber ein Lernen anregen, dass dort nicht geplant war. Ob das dann aufgenommen wird, liegt natürlich wieder an den Individuen. Aber einen Versuch scheint es mir schon wert.

  4. Spannende Diskussion, der letzte Absatz von khpape gefällt mir besonders gut. 😉 Ich sehe es aber noch etwas radikaler, Guerilla Lernen ist gerade das „nicht-angeleitete“ Lernen und liegt ganz in der Eigenverantwortung des Lerners , ohne vorgegebene Lernsettings, ohne Anleitungen. Der Lerner sucht sich selbst den Ort, den Weg und die Methode, sonst ist es ja nicht mehr Guerilla Lernen. So wie Guerilla Gardening, da wird eine Samenkugel irgendwohin geworfen, und die Samen beginnen dort zu wachsen, wo es nicht vorgesehen ist, verbotenerweise sozusagen. Und beim Guerilla Lernen stelle ich es mir so ähnlich vor. Den Anstoß (Samenkugel werfen) muss sich der Lerner selbst geben, nicht der Lehrer, und der Lerner bestimmt auch, wo seine Lernpflanze wachsen soll und wie groß (Wissenszuwachs) sie werden soll.

    @Nachdenken über’s Lernen: Manchmal ist es nicht so schlecht, sich auf die Metaebene zu begeben und über das Lernen zu reflektieren. Schüler_innen ist es meist nicht bewusst, wie viele verschiedene Wege es gibt, um zu lernen, bzw. was sie eventuell falsch machen oder eben nicht machen. Ich mag z.B. Lerntagebücher überhaupt nicht, weil sie einfach zu zeitaufwendig sind und wer soll diese Tagebücher denn überhaupt lesen? Beim Lernen zählt ja eigentlich nur das Ziel, – wo will ich hin, was will ich wissen? Portfolioarbeit halte ich übrigens für viel effizienter, und zwar zur Sichtbarmachung von Lernergebnissen bzw. Entwicklungen, weniger zur Reflexion darüber.

    Beim Guerilla Lernen will der Lerner selber etwas lernen, ohne dass ihn jemand durch versteckte Anreize (Barcamps, versteckte Herausforderungen&Co) dazu bringen will. Es ist nicht fremdbestimmt, sondern selbstbestimmt. Außerdem muss sich der Lerner bewusst sein, dass Lernen eben ÜBERALL stattfinden kann. Die Frage ist nur, bis zu welchem Grad dies schon in der Schule geschehen kann, oder ob es hier doch noch einer Anleitung bedarf. Beides nebeneinander wahrscheinlich!
    Das völlig „freie“ Lernen, Guerilla Lernen eben, kommt im post-schulischen Bereich sicher mehr zum Einsatz. Denken wir doch an unsere eigenen „Lernaktivitäten“ der letzten Jahre, wo uns niemand sagte, wo es lernmäßig langgeht … wir holen uns unser Wissen schon lange vorwiegend aus dem Netz und zwar zu jenen Themen, die uns interessieren und suchen uns auch die Methoden aus. 😉

    1. Danke für den ganz anderen Gedanken zu Guerilla-Learning! Ja, das sich Lernende das suchen, was sie gerade brauchen kann man auch so bezeichnen. Das ist aber weniger spektakulär, weil wir im Corporate Learning ohnehin davon ausgehen, dass 90-95% des betrieblichen Lernens ausschließlich informell, also immer selbstgesteuert geschieht. Die Idee, aufbereitetes Wissen als Samen-Kugel einfach an ungewohnten Orten auszulegen, könnte aber ein Lernen anregen, dass dort nicht geplant war. Ob das dann aufgenommen wird, liegt natürlich wieder an den Individuen. Aber einen Versuch scheint es mir schon wert.

  5. Das sehe ich ganz anders, Karlheinz. Der Versuch der Widerherstellung der Dominanz des informellen Lernens als Hauptform ist Bilderstürmerei: der ( nichtgelingende) Versuch, vorbürgerliche Verhältnisse wiederherzustellen. Vorindustriell spielte systematisches explizites Lernen gesellschaftlich fast keine Rolle. Das institutionalisierte, explizite systematische Lernen ist eine Errungenschaft der Moderne, es hat das Erblühen und die Ausdifferenzierung der Wissenschaften ermöglicht, und es hat die massenhafte Alphabetisierung ermöglicht.
    Wenn jetzt, in der „next society“ die damit einhergegangene Abwertung des informellen Lernens aufgelöst wir, heißt das doch nicht, dass das formelle, explizite und systematische Lernen bedeutungslos geworden ist!
    Und zweitens: Reflexives Lernen ist in der „next society“ GERADE das Neue! Das sich selbst beobachtende Lernen legt nun gerade die Bedeutung der Prozesse VOR die Bedeutung der Ergebnisse. Wie – und vor allem Warum – wir wohin gekommen sind, ist das Neue Lernen lernen. Besonders der kanadische Kulturanthropologe und Hochschullehrer Michael Wesch, aber auch die Vertreter des Sinnbildung Lernen haben sich dazu entscheidend geäußert.

    1. Oh, ich hab schon vermutet, dass Du das anders siehst. Und ich bin auch nicht der Meinung, dass formale Lern-Settings keinen Platz mehr haben. Nur scheinen mir die bisher üblichen formalen Lern-Settings eher lernhinderlich als als lernfördernd – eben weil wir immer aufs Lernen schauen. Das scheint mir die falsche Perspektive, auch wenn das alle Pädagogen so sehen.
      Ich gehe immer mehr davon aus, dass Lernen eine so ureigene menschliche Fähigkleit ist, die wir alle bestens beherrschen – auch ohne uns über den dabei ablaufenden Prozess Gedanken machen zu müssen. Das Atmen und das Verdauen sind auch solche angeborenen menschlichen Fähigkeiten, die wir ja auch nicht zu verstehen brauchen, und trotzdem damit bestens klar kommen.
      Was ich meine bedeutet, den Fokus auf die Entwicklung von Menschen zu nehmen, und nicht auf den Prozess, nicht auf den Weg dahin. Der Weg zu weiterer eigener Kompetenz läuft bei jedem ohnehin ganz anders – und nicht von außen einsehbar ab.

      Also aus meiner Sicht kommt es darauf an, Entwicklungs-Herausforderungen zu definieren, Mut zum Losgehen zu machen, wohlwollende Hilfestellungen anbieten – möglichst verschiedene zum Auswählen, Feedbacks auf dem Weg zu geben, und am Ende das Ankommen am Ziel zu bestätigen. Gleichzeitig sollte sich der Begleiter dieses Prozesses für den individuell genommenen Weg interessieren. Das könnte ein Tipp für die nächsten sein. (Andere waren auf diesen Wegen erfolgreich.).
      Das scheint mir die wesentlich hilfreichere Entwicklungsunterstützung zu sein, als die Vorgabe eines Weges, den ich mir für jemanden ausgdacht habe.

  6. Das sehe ich ganz anders, Karlheinz. Der Versuch der Widerherstellung der Dominanz des informellen Lernens als Hauptform ist Bilderstürmerei: der ( nichtgelingende) Versuch, vorbürgerliche Verhältnisse wiederherzustellen. Vorindustriell spielte systematisches explizites Lernen gesellschaftlich fast keine Rolle. Das institutionalisierte, explizite systematische Lernen ist eine Errungenschaft der Moderne, es hat das Erblühen und die Ausdifferenzierung der Wissenschaften ermöglicht, und es hat die massenhafte Alphabetisierung ermöglicht.
    Wenn jetzt, in der „next society“ die damit einhergegangene Abwertung des informellen Lernens aufgelöst wir, heißt das doch nicht, dass das formelle, explizite und systematische Lernen bedeutungslos geworden ist!
    Und zweitens: Reflexives Lernen ist in der „next society“ GERADE das Neue! Das sich selbst beobachtende Lernen legt nun gerade die Bedeutung der Prozesse VOR die Bedeutung der Ergebnisse. Wie – und vor allem Warum – wir wohin gekommen sind, ist das Neue Lernen lernen. Besonders der kanadische Kulturanthropologe und Hochschullehrer Michael Wesch, aber auch die Vertreter des Sinnbildung Lernen haben sich dazu entscheidend geäußert.

    1. Oh, ich hab schon vermutet, dass Du das anders siehst. Und ich bin auch nicht der Meinung, dass formale Lern-Settings keinen Platz mehr haben. Nur scheinen mir die bisher üblichen formalen Lern-Settings eher lernhinderlich als als lernfördernd – eben weil wir immer aufs Lernen schauen. Das scheint mir die falsche Perspektive, auch wenn das alle Pädagogen so sehen.
      Ich gehe immer mehr davon aus, dass Lernen eine so ureigene menschliche Fähigkleit ist, die wir alle bestens beherrschen – auch ohne uns über den dabei ablaufenden Prozess Gedanken machen zu müssen. Das Atmen und das Verdauen sind auch solche angeborenen menschlichen Fähigkeiten, die wir ja auch nicht zu verstehen brauchen, und trotzdem damit bestens klar kommen.
      Was ich meine bedeutet, den Fokus auf die Entwicklung von Menschen zu nehmen, und nicht auf den Prozess, nicht auf den Weg dahin. Der Weg zu weiterer eigener Kompetenz läuft bei jedem ohnehin ganz anders – und nicht von außen einsehbar ab.

      Also aus meiner Sicht kommt es darauf an, Entwicklungs-Herausforderungen zu definieren, Mut zum Losgehen zu machen, wohlwollende Hilfestellungen anbieten – möglichst verschiedene zum Auswählen, Feedbacks auf dem Weg zu geben, und am Ende das Ankommen am Ziel zu bestätigen. Gleichzeitig sollte sich der Begleiter dieses Prozesses für den individuell genommenen Weg interessieren. Das könnte ein Tipp für die nächsten sein. (Andere waren auf diesen Wegen erfolgreich.).
      Das scheint mir die wesentlich hilfreichere Entwicklungsunterstützung zu sein, als die Vorgabe eines Weges, den ich mir für jemanden ausgdacht habe.

  7. Pingback: Guerilla Learning? | Training und Wissensmanagement | wisnet
  8. Super, die Session hat offenbar auf spannende Weise klar gemacht, dass Lernen immer und überall stattfinden kann!
    Bei den Beispielen und natürlich auch im Video scheint mir das Lernen selbst ein bisschen zu wenig unter die Lupe genommen worden zu sein, sodass es zu der Musteraufgabe kommt: „Wie überfalle ich die Belegschaft/Kundschaft am verführerischsten oder überraschendsten mit meinen Belehrungsinhalten?“ D.h. wie verpacke ich einen an sich nicht interessanten Inhalt so, dass er trotzdem gefressen wird? Für „Guerilla-Learning“ würde ich mir eher vorstellen, dass der öffentliche Raum nicht von Lehrenden sondern von den Lernenden selbst zum Lernen erobert würde. (Sonst hieße es doch Guerilla-Lehren). Die QR-codes an der Treppe wären dann nicht zur Gesundheitserziehungsbelehrung da (da scannt sie eh keiner, der sowieso schon die Treppe läuft), sondern hinter den QR-Codes würde der wirklich spannende und wichtige Flurtalk dahinterliegen – von den MItarbeitern. Das Lerndingens an sich muss das Lernmotiv enthalten. Nicht die Verpackung oder das Event. Das gibt Enttäuschung. Oder wenig und nur Triviales zu lernen.
    Mal zum Video: Will ich mich fast zu Tode erschrecken lassen für ein blödes Deo? Wundert mich eigentlich, dass denen nicht mal einer eine reingehauen hat. Naja, hat ja auch vielleicht, nur ists nicht ins Video geschnitten worden.

    1. Hallo Lisa,
      sorry für die späte Antwort. Deine Idee, dass Guerilla-Lernen eigentlich die Eroberung des öffentlichen Raumes durch Lerner bedeuten müsste, finde ich Klasse. Die Guerilla-Taktik der Lehrenden müsste im Anregen von genau diesem selbständigen Erobern von neuem Wissen bestehen. Und vielleicht müssten Lehrende dazu nicht das Wissen bereitstellen, sondern die Herausforderungen so interessant machen, die sich Lerner darum reißen, dorthin zu kommen. Die suchen sich das nötige Wissen dann schon. Das klingt noch sehr theoretisch. Hab leider noch kein passendes Beispiel dafür.

      1. Hallo Karlheinz, das hast du perfekt formuliert! Genau das schwebte mir vor, aber ich konnte es nicht so gut beschreiben.
        Ein Barcamp wäre eine Konkretisierung, oder offene Projektarbeit. Aber nein, das ist nicht mehr so guerilla oder hacking, denn es ist ja auch schon wieder eine „Institution“ im übertragenen Sinne, eine bekannte und wiederholte und erwartbare Form. Es müsste überraschen wie ein flash mob: aber die überraschten Zuschauer müssten dabei zu den eigentlichen Akteuren werden.

        1. Ja, BarCamp kommt dem schon näher. Einen cMOOC könnte man auch als einen Anreiz für die Eroberung von neuem, von niemandem geplanten Wissen verstehen. Aber irgendwie sind das keine wirklichen Guerilla-Aktivitäten, weil genau das ja mit diesen Formaten offen beabsichtigt wird. Da könnte man schon eher bei jeder Form des informellen Lernens von Guerilla Lernen sprechen. Beim Annehmen von Herausforderungen steht Lernen überhaupt nicht im Vordergrund, und bei den Betroffenen meist gar nicht im Blick. Also die richtigen Herausfordrungen anbieten, wenn die angenommen werden, dann passiert Lernen guerillamäßig. Damit sind Führungskräfte eigentlich Lern-Guerillos – sie lösen Lernen aus ohne dass es jemand merkt. (Lern-Guerillios: Untergrundkämpfer für Lernen).

          1. Ja! Aber was unterscheidet dann guerilla learning vom impliziten Lernen? Oder könnten wir sagen: Guerilla Lernen sind alle Lernformen, die im alten Lernbegriff, fixiert auf schulisches Lernen, ausgeschlossen waren, der nur explozites, systematisches, angeleitetes Lehrbuchlernen zugelassen hat?

          2. Implizites Lernen gehört schon zu dieser Kategorie. Allerdings erfordert Guerilla-Lernen aus meiner Sicht immer noch einen Anregenden der dies beabsichtigt, aber nicht sagt. Wobei hier die Begriffe nicht klar getrennt sind: Lernen kann nur der Lerner selbst, und das in die neue Situation bringen um Lernen auszulösen, ist eher ein Lehr-Setting. Also als konkretes Beispiel: Ein guter Chef gibt einem bestimmten Mitarbeiter eine ihn herausfordernde Aufgabe, damit der daran wächst. Die Aufgabe könnte er auch einem anderen geben. Vielleicht ist das ein Auslösen von Guerilla-Lernen. Klingt nun aber nicht mehr so spktakulär.

          3. Aber solches Lernen, einmal angeregt durch Kontextsteuerung aka Guerillalehren, muss dann , soll es „nachhaltig“ werden, auch wieder explizit werden und reflexiv. Oder siehst du das anders?

          4. Ich denke nicht, dss wir „Lernen“ reflektieren müssen. Das machen wir beim informellen Lernen naturgemäß nie, und haben trotzdem nachhaltig gelernt. Oder wenn ein zweijähriges Kind eine komplette Sprache beherrscht, einschließlich der Grammatik, dann ist das doch auch ohne jede Reflxion über den Lernprozess zu Stande gekommen – und sehr nachhaltig. Nachhaltigkeit gewinnen wir aus meiner Sicht nicht über das Nachdenken über den gegangenen Weg. Der darf sogr sehr untgerschiedlich sein. Nachaltigkeit entsteht durch (mehrfach) erlebte Bestätigung des eigenen Könnens, Verhaltens, … – also durch das Erleben am Ziel „angekommen“ zu sein, die Herausforderung bestanden zu haben.

  9. Super, die Session hat offenbar auf spannende Weise klar gemacht, dass Lernen immer und überall stattfinden kann!
    Bei den Beispielen und natürlich auch im Video scheint mir das Lernen selbst ein bisschen zu wenig unter die Lupe genommen worden zu sein, sodass es zu der Musteraufgabe kommt: „Wie überfalle ich die Belegschaft/Kundschaft am verführerischsten oder überraschendsten mit meinen Belehrungsinhalten?“ D.h. wie verpacke ich einen an sich nicht interessanten Inhalt so, dass er trotzdem gefressen wird? Für „Guerilla-Learning“ würde ich mir eher vorstellen, dass der öffentliche Raum nicht von Lehrenden sondern von den Lernenden selbst zum Lernen erobert würde. (Sonst hieße es doch Guerilla-Lehren). Die QR-codes an der Treppe wären dann nicht zur Gesundheitserziehungsbelehrung da (da scannt sie eh keiner, der sowieso schon die Treppe läuft), sondern hinter den QR-Codes würde der wirklich spannende und wichtige Flurtalk dahinterliegen – von den MItarbeitern. Das Lerndingens an sich muss das Lernmotiv enthalten. Nicht die Verpackung oder das Event. Das gibt Enttäuschung. Oder wenig und nur Triviales zu lernen.
    Mal zum Video: Will ich mich fast zu Tode erschrecken lassen für ein blödes Deo? Wundert mich eigentlich, dass denen nicht mal einer eine reingehauen hat. Naja, hat ja auch vielleicht, nur ists nicht ins Video geschnitten worden.

    1. Hallo Lisa,
      sorry für die späte Antwort. Deine Idee, dass Guerilla-Lernen eigentlich die Eroberung des öffentlichen Raumes durch Lerner bedeuten müsste, finde ich Klasse. Die Guerilla-Taktik der Lehrenden müsste im Anregen von genau diesem selbständigen Erobern von neuem Wissen bestehen. Und vielleicht müssten Lehrende dazu nicht das Wissen bereitstellen, sondern die Herausforderungen so interessant machen, die sich Lerner darum reißen, dorthin zu kommen. Die suchen sich das nötige Wissen dann schon. Das klingt noch sehr theoretisch. Hab leider noch kein passendes Beispiel dafür.

      1. Hallo Karlheinz, das hast du perfekt formuliert! Genau das schwebte mir vor, aber ich konnte es nicht so gut beschreiben.
        Ein Barcamp wäre eine Konkretisierung, oder offene Projektarbeit. Aber nein, das ist nicht mehr so guerilla oder hacking, denn es ist ja auch schon wieder eine „Institution“ im übertragenen Sinne, eine bekannte und wiederholte und erwartbare Form. Es müsste überraschen wie ein flash mob: aber die überraschten Zuschauer müssten dabei zu den eigentlichen Akteuren werden.

        1. Ja, BarCamp kommt dem schon näher. Einen cMOOC könnte man auch als einen Anreiz für die Eroberung von neuem, von niemandem geplanten Wissen verstehen. Aber irgendwie sind das keine wirklichen Guerilla-Aktivitäten, weil genau das ja mit diesen Formaten offen beabsichtigt wird. Da könnte man schon eher bei jeder Form des informellen Lernens von Guerilla Lernen sprechen. Beim Annehmen von Herausforderungen steht Lernen überhaupt nicht im Vordergrund, und bei den Betroffenen meist gar nicht im Blick. Also die richtigen Herausfordrungen anbieten, wenn die angenommen werden, dann passiert Lernen guerillamäßig. Damit sind Führungskräfte eigentlich Lern-Guerillos – sie lösen Lernen aus ohne dass es jemand merkt. (Lern-Guerillios: Untergrundkämpfer für Lernen).

          1. Ja! Aber was unterscheidet dann guerilla learning vom impliziten Lernen? Oder könnten wir sagen: Guerilla Lernen sind alle Lernformen, die im alten Lernbegriff, fixiert auf schulisches Lernen, ausgeschlossen waren, der nur explozites, systematisches, angeleitetes Lehrbuchlernen zugelassen hat?

          2. Implizites Lernen gehört schon zu dieser Kategorie. Allerdings erfordert Guerilla-Lernen aus meiner Sicht immer noch einen Anregenden der dies beabsichtigt, aber nicht sagt. Wobei hier die Begriffe nicht klar getrennt sind: Lernen kann nur der Lerner selbst, und das in die neue Situation bringen um Lernen auszulösen, ist eher ein Lehr-Setting. Also als konkretes Beispiel: Ein guter Chef gibt einem bestimmten Mitarbeiter eine ihn herausfordernde Aufgabe, damit der daran wächst. Die Aufgabe könnte er auch einem anderen geben. Vielleicht ist das ein Auslösen von Guerilla-Lernen. Klingt nun aber nicht mehr so spktakulär.

          3. Aber solches Lernen, einmal angeregt durch Kontextsteuerung aka Guerillalehren, muss dann , soll es „nachhaltig“ werden, auch wieder explizit werden und reflexiv. Oder siehst du das anders?

          4. Ich denke nicht, dss wir „Lernen“ reflektieren müssen. Das machen wir beim informellen Lernen naturgemäß nie, und haben trotzdem nachhaltig gelernt. Oder wenn ein zweijähriges Kind eine komplette Sprache beherrscht, einschließlich der Grammatik, dann ist das doch auch ohne jede Reflxion über den Lernprozess zu Stande gekommen – und sehr nachhaltig. Nachhaltigkeit gewinnen wir aus meiner Sicht nicht über das Nachdenken über den gegangenen Weg. Der darf sogr sehr untgerschiedlich sein. Nachaltigkeit entsteht durch (mehrfach) erlebte Bestätigung des eigenen Könnens, Verhaltens, … – also durch das Erleben am Ziel „angekommen“ zu sein, die Herausforderung bestanden zu haben.

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